Auf diesen Moment haben mein Kumpel Roy und ich jahrelang gewartet: The D in Deutschland! Ehrensache, dass wir in Hamburg am Start sind. Zehn Jahre nach Erscheinen des Debüt-Albums nun also die erste Deutschland-Tour. Richtig verregnet ist dieser Freitag, der uns also in die verbotene Stadt führt. Dort angekommen, ist der Einlass schon in vollem Gange. Ein Blick auf die Uhr: 18:40 Uhr. Auf der Karte stand lediglich „20 Uhr“ – wie ich es hasse! Auch im Internet konnte man nicht ausfindig machen, wann genau Einlass sein soll. Gerüchten zufolge öffneten sich die Tore um 18:30 Uhr. Wie auch immer, die Halle ist schon ansehnlich gefüllt, und mit jeder Minute kommen immer neue Leute dazu. Wir gesellen uns recht weit nach vorne, um Jack Black und Kyle Gass ganz nah zu sein ;)
Um 20 Uhr dann entern The Sights die Bretter. Eine halbe Stunde lang zocken sich diese Herren durch ihr Programm, welches musikalisch erstaunlich gut zum Headliner passt. Leider sind die Songs alle recht ähnlich bzw. klingen gleich, von daher zieht sich das Ganze ein wenig. Das macht die Truppe aber durch eine gute Bühnenpräsenz wett, ein Musiker wechselt beispielsweise ständig zwischen Saxophon, Schellenkranz und Rassel. Später tauschen diverse Mitglieder die Instrumente. Kein schlechter Auftritt, aber auch nichts Weltbewegendes.
Die nun folgende Umbaupause nimmt geschlagene 45 Minuten in Anspruch, die Spannung ist greifbar. Dann endlich ertönt ein dramatisches Intro, und JB und KG betreten als erstes die Bühne, in obskurer Kluft gekleidet ( weisse Roben mit Lichterketten ), welche ihnen aber alsbald abgenommen wird. Danach startet die Band mit dem Titelsong des aktuellen Albums „Rize of the fenix“, und die Sporthalle verwandelt sich in ein Tollhaus. Die Leute drehen komplett durch und singen jede Zeile mit. Der Wahnsinn. Die Band besteht ja eigentlich nur aus Jack Black und Kyle Gass, wird live aber um Bass, Schlagzeug + Gitarre erweitert. Und das rummst. „Low hangin’ fruit“ rockt ebenfalls amtlich, vor der Bühne herrscht dichtes Gedränge und Pogo. Die neuen Songs werden gleich zu Anfang in einem Block gespielt, immer wieder unterbrochen durch lustige Ansagen und Spielereien, für die sich hauptsächlich Jack Black verantwortlich zeichnet. Mit „Jazz“ gibt es sogar einen komplett neuen Song zu hören, der seinem Titel entsprechend ziemlich eigenwillig daherkommt.
„Saxaboom“ ist dann die Overtüre zum Klassikerhagel: Als „Kielbasa“ ertönt, drehen die Leute komplett am Rad. Sehr erstaunlich, wie textsicher hier alle sind und wie laut der Zuschauerchor Richtung Bühne brüllt. „Kickapoo“ erntet mindestens gleichwertige Resonanz. Zwischenzeitlich verlässt Kyle wieder die Band, doch Jack holt ihn herzzerreissend mit „Dude ( I totally miss you )“ wieder an Bord. Mit „Wonderboy“ folgt dann mein persönliches Highlight des Abends, auf diesen Moment hab ich mich einfach jahrelang gefreut.
Bei „Beelzeboss“ treten JB und KG dann gegen den Teufel an, der sich in den Körper vom Gitarristen gebeamt hat. Natürlich endet diese Situation in einem erbitterten „Rock out“, gefolgt von einem „The Who“-Medley. Danach gibt „Tribute“ erneut ein Highlight ab, alle gröhlen wie von Sinnen mit, das macht Spass.
Nach „Double team“ und einer ausgiebigen Bandvorstellung gehen die Protagonisten von der Bühne, kehren aber alsbald wieder, diesmal allerdings ohne Begleitband. Also nur Jack und Kyle mit ihren Akustikgitarren. Die erste Zugabe ist „Baby“ – sehr geil, mit dem Song hätte ich nicht unbedingt gerechnet. Mit dem nächsten auch nicht, handelt es sich hierbei doch um ein Beatles-Medley. Um das noch mal zu toppen, und um die letzten Reserven der 7.000 Leute zu mobilisieren, heisst es zum Abschluss: „Fuck her gently“ – auch hier sind die Reaktionen wieder schlichtweg unglaublich.
Somit verlassen die Amis nach 100 Minuten die Bühne unter einem überwältigenden Applaus. Die Resonanz der Leute hat noch einmal alle Erwartungen meinerseits getoppt, die Stimmung kann man nur als wahnsinnig gut bezeichnen – ebenso wie den Auftritt dieser Truppe. Ich ziehe meinen Hut – ganz großes Tennis!
Bleibt zu hoffen, dass man Tenacious D demnächst häufiger in Deutschland zu Gesicht bekommt.
Setlist
Rize Of The Fenix
Low Hangin' Fruit
Señorita
Deth Starr
Roadie
Throw Down
Jazz
Saxaboom
Kielbasa
Kickapoo
Dude ( I Totally Miss You )
Kyle Quit The Band
Friendship
The Metal
Wonderboy
Beelzeboss (The Final Showdown)
Pinball Wizard / There's A Doctor / Listening To You ( The Who )
Tribute
Double Team
Baby
Beatles Medley
Fuck Her Gently
Eisen-Dieter
Reviews zum Thema "Tenacious D"
Eskimo Callboy - "We Are The Mess"
Zugegebenermaßen habe ich eine ganze Weile gebraucht, um mich in das neue Werk dieser Trümmertruppe aus Castrop-Rauxel reinzuhören. Die Scheibe ist definitiv nicht so eingängig wie der Erstling „Bury Me In Vegas“... zum Review
Live-Reviews zum Thema "Tenacious D"
Wacken Open Air 2012 - Wacken (01.08.2012 - 04.08.2012)
Auch die 23. Auflage des Kult-Festivals für Freunde metallischer Klänge hatte es wieder in sich. Hier nun der schonungslose Report unseres Wacken-Korrespondenten Eisen-Dieter... zum Review
Bad Religion - Bouncing Souls - Off With Their Heads - Bad Religion 30th Anniversary Tour Fall 2010 (09.10.2010 - 20.10.2010)
Zugegeben, als ambitionierter Musikjournalist hat man schon das eine oder andere Privileg, dass einem hin und wieder zuteil wird. Mal steht man auf der Gästeliste, hat mitunter Zugang zum Bachstagebereich oder man kommt relativ leicht an preiswerte Getränke. Allerdings gibt es hin und wieder Dinge, die auch für uns nicht alltäglich sind... zum Review