Reload Festival - Sulingen (07.08.2015 - 08.08.2015)
Freitag
Mantar spielen leider schon um 13:20 Uhr als Festival-Opener und werden zu meiner Enttäuschung verpasst. Als Trost höre ich beim Bändchen-Holen die Red-Bull-Leipzig des Metal, Beyond The Black. Ziemlich umstritten in der Metal-Szene, da wohl zusammengecastet und von diversen Songschreibern unterstützt. Wie dem auch sei, was ich höre, erinnert ziemlich an Nightwish. Die Stimme von Jennifer Haben ist beileibe nicht schlecht, aber so recht vom Hocker haut mich die Truppe dann auch nicht.
Ignite höre ich ebenfalls nur im „Vorbeigehen“ bzw. beim Vernichten der ersten Kaltgetränke, dies ist zur Einstimmung auf die nun folgenden Eskimo Callboy allerdings auch elementar wichtig. Spaß beiseite, aber natürlich zünden Party-Kracher wie der Opener „My Own Summer“, „Pitch Blease“ oder „We Are The Mess“ im angetüdelten Zustand noch mal eine Spur besser. Die Jungs aus Castrop-Rauxel lassen nichts anbrennen und feiern sogar noch den 30. Geburtstag von Shouter Kevin auf der Bühne; bzw. bekommt er seine Torte ins Gesicht geklatscht. Wie gewohnt beendet „Is Anyone Up“ den 45minütigen Auftritt, und nicht nur ich hätte gerne mindestens eine weitere Stunde dem Treiben auf der Bühne zugesehen.
Enter Shikari legen dann einen soliden Gig hin, welcher leider auch nur 45 Minuten andauert. Schade, denn sowohl neues ( „The Last Garrison“ ) als auch älteres Material ( „Sorry, You`re Not A Winner“ ) kommt gut an, Sänger Rou Reynolds verlegt seinen Arbeitsplatz zwischenzeitlich kurzerhand ins Publikum – coole Aktion. Generell: Super Konzert!
Zur Kreator-Show brauche ich eigentlich kaum etwas schreiben, außer: Wahnsinn! Egal, wie oft man die Ruhrpott-Combo mittlerweile gesehen hat, die Wirkung ist immer wieder erstaunlich. Die liefern wirklich immer ab. Egal, ob „Phobia“, „Pleasure To Kill“ oder „Phantom Antichrist“ - Mille und Co. regieren. Die Videoleinwände und Feuersäulen sind nette Effekte, im Zweifelsfall würde diese Band allerdings auch unter einer Handvoll Glühbirnen überzeugen. Unangefochtenes Festival-Highlight!
Die eigentliche Überraschung ist, dass In Flames nach Kreator nicht völlig abstinken, sondern das Niveau fast halten können. Das kann man den Schweden fast gar nicht hoch genug anrechnen und verdient eine gehörige Portion Respekt. Glücklicherweise spielen In Flames die exakte Wacken-Setlist, d.h. „Only For The Weak“ eröffnet den Reigen bunter Hits, weitere Ohrenschmeichler heißen „Bullet Ride“, „Alias“, „Cloud Connected“ und „Drifter“ ( Fett! ). Der Sound ist – wie schon den ganzen Tag – richtig gut, man kann auch vom Gesang alles verstehen. Schön auch, dass Anders Friden seinen weißen Hipster-Anzug diesmal im Kleiderschrank gelassen hat ;) So endet der erste Tag mehr als zufriedenstellend.
Samstag
Heute schaffe ich es tatsächlich pünktlich zur ersten Band vor der Bühne zu stehen. GWLT klingen wie eine Metalcore-Version von Rage Against The Machine mit deutschen Texten. Und das funktioniert erstaunlich gut. Daumen hoch.
Da Black Stone Cherry ihren Auftritt leider absagen mussten, haben Mr. Irish Bastard nun eine deutlich längere Spielzeit. Und die wissen sie auch zu nutzen: Die Truppe passt natürlich hervorragend zu den heutigen Headlinern und begeistert das feierwütige Publikum mit diversen Mitmachspielchen etc. - beeindruckende Vorstellung.
Nach einer längeren Umbaupause betreten die Blues Pills die Bühne, und ich bin gespannt, wie die hier mit ihrer „Hippie-Mucke“ beim doch eher jungen und Metalcore-affinen Publikum ankommen. Die Reaktionen sind erwartungsgemäß etwas verhalten, doch nach und nach finden einige Leute augenscheinlich Gefallen an den Songs von Elin Larsson und Gefolge – es fliegen Seifenblasen Richtung Bühne. Dort bangt besagte Lady zu den Klängen ihrer Kollegen mit einem Schellenkranz über die Bühne und bringt die Songs exquisit rüber. Kein Durchmarsch, aber ein tolles Konzert.
Danach haben Callejon leichtes Spiel: Tolles Wetter, und einige Hundertschaften an Fans vor der Bühne, die die Truppe sehnlichst erwartet. „Wir sind Angst“ und „1000 PS“ zu Beginn, es folgt das unkaputtbare „Snake Mountain“, und schon ist es Zeit für die erste Wall of Death. „Dunkelherz“, „Kind im Nebel“ und „Blitzkreuz“ heißen die weiteren Highlights, ehe „Porn From Spain 2“ das Ende der Show markiert. Für den letzten Part kommen die Jungs von K.I.Z. auf die Bühne, der Jubel im Publikum kennt keine Grenzen. Callejon live - wie immer eine Bank.
Danach gebe ich mir tatsächlich eine volle Stunde K.I.Z. - eigentlich null meine Mucke. Aber was tut man nicht alles... Showtechnisch fahren die Jungs das volle Programm auf, Feuersäulen, Kissenschlacht mit dem Publikum, Konfettikanonen, etc.
Musikalisch – wenn man das überhaupt so schreiben kann – ist das alles sehr begrenzt, was in der Natur der Sache liegt: 3 Rapper, 1 DJ. Dem Publikum ist das egal, die Truppe räumt gnadenlos ab. Ich finde das etwas befremdlich auf einem Rockfestival – Toleranz hin oder her. Man sieht halt, dass hier eine neue Generation Fans am Start ist, Genregrenzen verschwinden... Muss man sicherlich nicht gut finden, aber das ist ja das Schöne: Jeder hat dazu eine eigene Meinung. Wie bereits erwähnt, die Combo räumt mit „Urlaub fürs Gehirn“, „Hurra, die Welt geht unter“ und „Hurensohn“ grandios ab. Apropos „Hurensohn“: So könnte jeder Song von ihnen heißen, denn nahezu sämtliche Texte beinhalten die Zeilen „Ich fick` deine Mutter“, „Ich bring dich um“ oder halt eben „Hurensohn“. Eigentlich schade, denn manche Textzeilen laden tatsächlich zum Schmunzeln ein. Sehr grenzwertige Angelegenheit also.
Nach so viel geistigem Dünnschiss ist es dann eine Wohltat, Flogging Molly zu sehen, die wie erwartet vor den stilistisch nicht allzu weit entfernten Headlinern das Publikum auf Betriebstemperatur bringen und hervorragend beim Publikum ankommen.
Und eben jene Dropkick Murphys sind es dann, die das Festival standesgemäß beenden. Kaum eine andere Band eignet sich besser dazu. „The Boys Are Back“ als Opener ist einfach großartig, die folgenden „Johnny, I Hardly Knew Ya“ oder „Rose Tattoo“ sind es ebenfalls. Die Stimmung ist auf dem absoluten Siedepunkt, die irisch angehauchten Saufsongs der Bostoner Truppe funktionieren auf einem Festival natürlich hervorragend.
Und so liegen sich gegen 1 Uhr nach der letzten Zugabe „I`m Shipping Up To Boston“ ca. 6.500 Zuschauer in den Armen und fragen sich, wo die Feier weitergeht. Ein großes Partyzelt, die „Kanonenschenke“ lockt mit diversen Kaltgetränken. Für mich hingegen wird es Zeit zu gehen bzw. zu fahren. Hat mir wie immer gut hier gefallen, von daher kann ich nur sagen: See you in 2016!
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