Live-Reviews | Miss Platinum, Mad Monks, Oohrbooten, Trashmonkeys, Beatsteaks und Seeed - Bremen - Pier 2 Open Air (04.08.2007) | Am Samstag, den 04. August hatte das Warten ein Ende: das von vielen schon sehnsüchtig erwartete Open-Air auf dem Parkplatz zwischen Space Park und Pier 2 in Bremen fand statt, und pünktlich zum Ereignis hatte auch der Wettergott ein Einsehen, stellte die in den letzten Wochen überstrapazierte Regenmaschine aus und die Sonne an, was maßgeblich zu der guten, fast schon euphorischen Stimmung auf der Veranstaltung beitrug.
Der Tag stand unter dem Motto Bremen meets Berlin, es gaben sich 4 Berliner und zwei Bremer Bands die Mikrofone in die Hand, den Anfang machte MISS PLATNUM, eine Balkan-Hip-Hoppende Wahl-Berlinerin, zu deren Auftritt ich leider keine Stellung nehmen kann, da ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht eingetroffen war. Dies hatten allerdings schon erstaunlich viele andere Besucher getan, so dass das gesamte Gelände schon bei der zweiten Band, Bremens MAD MONKS gut gefüllt war. In Bremen von den MAD MONKS noch als Geheimtipp zu sprechen, gestaltet sich mittlerweile etwas inflationär und trifft in der Hansestadt auch nicht mehr wirklich den Kern der Sache, erfreuen sich die 6 Ska-Punker doch in der Heimat mittlerweile einer immensen Fanschar, was vielleicht den schon sehr guten Besuch gegen 16 Uhr erklärt. Die sichtlich aufgeregten Newcomer versuchten gleich zu Anfang schon sich selbst die Spannung mit einigen lockeren Sprüchen zu nehmen, was auf wohlwollende Reaktionen des Publikums traf, dass sich auch im weiteren Verlauf des halbstündigen, und damit viel zu kurz geratenen Auftritts, den Mönchen gegenüber sehr erkenntlich zeigte, nicht zuletzt durch ein fast vollständiges Hinhocken der versammelten Meute beim Song „Mechiko“, den augenscheinlich mehr als 2/3 des Publikums kannte. Man muss allerdings auch sagen, dass es die Band den Leuten, bei denen zwischen 14 und 40 alles vertreten war, auch leicht machte, indem sie Hit an Hit reihte, dabei ein ausgewogenes Maß härterer Punk-Töne und entspannter Ska-Rhythmen auf die Bretter brachte und dieses Potpourri mit sichtlicher Spielfreude und einer Menge Spaß interpretierte. Wer diese Band schon häufiger gesehen hat, dem wird aufgefallen sein, dass die Bläser- und Gesangsparts stark verbessert wurde, und die Band im Gesamteindruck wesentlich routinierter und eingespielter wirkt. Ich darf es vorweg nehmen, ich empfand diesen Auftritt als den Besten des gesamten Tages, und das meine ich unter Heranziehung aller gebotenen Objektivität.
Von den nun folgenden Berliner Aufsteigern OHRBOOTEN war mir eine Fortführung der von den Monks schon eingeführten Reggae-Töne versprochen, die ich allerdings nur latent und unterschwellig wahrnahm, statt dessen eher deutsch getexteten Relax-Rap, der in einer Freestyle-Einlage am Ende des Auftritts gipfelte. Nun kann ich persönlich nicht so furchtbar viel mit dieser Art von Musik anfangen, muss aber sagen, dass die OHRBOOTEN niemanden wehtaten, ich sie beim Schnabbulieren mit Kumpels im Hintergrund prima ertragen konnte, und sie sicherlich für alle, die als Fans von den später noch auftretenden SEEED gekommen waren, sicherlich ein amtlicher Aufwärmer waren.
Als nächstes war dann wieder Bremen an der Reihe, die Local Heroes von den TRASHMONKEYS um Sänger Andreas Wolfinger enterten die Bühne, und ich nahm an, diese würden sie jetzt mit ihrem Mix aus garagigem Punk, Schweinerock und Sixties-Einflüssen auch amtlich zerlegen, hatten sie die Fähigkeit dazu doch schon unlängst unter anderem auf einer Japan-Tour unter Beweis gestellt. Leider weit gefehlt. Möglicherweise war das eine Drittel des Publikums, jenes dass das 20. Lebensjahr noch nicht vollendet hat und vornehmlich die ersten Reihen besetzt hatte, noch nicht bereit für die doch etwas reifere Musik der Müllaffen, vielleicht tat aber auch die Hitze ihr Übriges, und das geneigte Publikum gönnte sich vor den beiden noch folgenden Hauptacts eine schöpferische Pause. Jedenfalls schafften es die vier Jungs nicht wirklich, das Publikum irgendwie zu fesseln. Die von Sänger und Pianist allein vorgetragene Ballade in der Mitte des Sets half auch nicht wirklich dabei, die Stimmung auf den Siedepunkt zu bringen, und man hatte irgendwann schon den Eindruck, das die Band etwas ratlos und verzweifelt auf das eher träge Publikum reagierte.
Nach meinen Informationen sollten nun als nächstes SEEED die Bühne betreten, es kam, wie meistens, anders, und schon recht früh, gegen 19 Uhr fingen die Berliner Punkrocker von den BEATSTEAKS an, dass nachzuholen, was den TRASHMONKEYS vorher nicht gelungen war, nämlich zu rocken. Nun kann man von den BEATSTEAKS halten was man will, ich verstehe die Aussagen der Band auch nicht, auf dem neuen Album „Limo Messiah“ seien verstärkt Hardcore-Einflüsse untergebracht, aber live und in Farbe ist diese Band sicherlich ein herausragendes Beispiel an Energie, Spielfreude und purem Rock. Während des gesamten Auftritts, einem Querschnitt von Stücken des neuen Albums, der Erfolgsscheibe „Smack Smash“, die das Publikum zum Kochen brachten, und älteren Stücken, meist von dem „Living Targets“-Album, hatte man nie den Eindruck, das die Band irgendwie eine gelangweilte Routine oder gar ein Burn-out -Syndrom entwickeln könnte, statt dessen nahm man ihnen jeden Funken ihrer etwa 1 ½ stündigen Highspeed-Rocknummer als absolut authentisch ab. Band und Publikum zelebrierten diesen Auftritt mit derart selbstaufgebender Hingabe, dass es danach nur schwer vorstellbar war, dass es für diesen Tag immer noch nicht alles gewesen sein sollte.
Die wirklich letzte Band des langen Tages, die oben schon angekündigten SEEED, haben schließlich den Ruf, dem Publikum nicht viel weniger abzuverlangen. Vielleicht um den müden Geistern im Publikum etwas Zeit zur Regeneration zu lassen, vielleicht auch aufgrund der Installation einer riesigen Showtreppe auf der Bühne, kam es nun zu einer längeren Umbaupause, während der sich die Bühne hinter einem überdimensionalem roten Vorhang versteckte. Glaubt man allerdings Insider-Informationen, so war die Länge dieser Pause eher darauf zurückzuführen, dass die Mitglieder der Band die Bühne erst betreten wollten, nachdem die Fußballberichterstattung im Fernsehen beendet war. Auch ganz sympathisch. Die elf Positiv-Verrückten schafften es nun vollends das Publikum mit ihrem Mix aus Dub, Reggae, Rap, Pop und wasweißichnichtwasnochalles zum Ausrasten zu bringen, und dem gesamten Tag einen gelungenen Abschluss zu verpassen. Immer wieder absolut sehenswert wie die drei Tänzerinnen mit ihren gekonnten Einlagen Hits wie „das Ding“ abrunden, selbst wer der Mucke nicht so viel abgewinnen kann, visuell langweilig wird es zu keiner Sekunde. Zum Schluss bekomme auch ich dann noch Miss Platnum zu sehn, die für einen Song mit auf die Bühne geholt wird.
Insgesamt eine gelungene Veranstaltung, der harte Steinboden des Geländes ist für einen Tag erträglich, sehr angenehm ist, dass der Zuschauerbereich nach hinten hin etwas an Höhe gewinnt, so dass man auch aus den hinteren Reihen die Bühne noch gut im Blick hat, ohne dass einem ständig irgendwelche Köpfe von irgendwelchen Zweimetermenschen die Sicht versperren. Die Stimmung war insgesamt ausgelassen und absolut friedlich. Über die Frage, ob der Eintrittspreis von fast 40 Euronen gerechtfertigt ist, muss ich noch mal nachdenken, die Bierpreise, 2,80,- für 0,3 Liter fand ich schon recht grenzwertig.
Links: Miss Platinum, Mad Monks, Oohrbooten, Trashmonkeys, Beatsteaks und Seeed
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