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Live-Reviews

U2 - Berlin - Olympiastadion (18.07.2009)
„Popstars are small guys, you know“, ruft Bono selbstironisch in die Menge. Es ist eine große Bühne. Für kleine Popstars. Für eine große Band. Für die vielleicht größte noch agierende Rockband. Nach einer 6-stündigen Zugfahrt von München nach Berlin und einer Berliner Currywurst auf dem Kuhdamm ist das Ziel klar: Das Berliner Olympiastadion im allgemeinen und dort die 360° Bühne. Eine Space Station, eine Krake – was auch immer es darstellen soll, es ist in jedem Fall die wohl aufregendste Stage seit Metallicas früherem Versuch Backstage Backstage sein zu lassen.
Trotz Innenraum Ticket ist zunächst ein Blick von oben auf die Bühne ein Muss. Und der ist überwältigend und macht nochmal richtig Laune auf die Band die diese Bühne bespielen soll. Vermutlich kann diese Erwartung nur U2 erfüllen.


Als Support erwartet uns Snow Patrol und macht diesen Warmmach-Job ganz großartig. Die Jungs haben mal richtig Spaß. Sänger Gary Lightbody muß bei einem Song zwischendrin lachen. Ein Lachen der Art: Ich kann es nicht glauben, hier auf dieser Bühne zu stehen und das gefüllte Stadion zu bewegen. Das erreichen sie mit Songs wie Open Your Eyes, Chasing Cars und Shut Your Eyes fantastisch.


Bereits kurz vor 21 Uhr übernehmen U2. "Space Odity" von David Bowie gefolgt von einem unbekannten U2-Intro kündigen den Beginn einer zweistündigen Party an. Schließlich kommt Larry über den langen Backstage Steg als erster an seinen Arbeitsplatz und eröffnet mit einem Solo "Breathe" - dem Opener vom neuen Album "No Line On The Horizon" - der auch Live ein erstklassiger Opener ist. Geht gleich nach vorn, Bono steigt mit einem Sprechgesang ein und der Song wird im Verlauf immer melodischer. Insgesamt sind die ersten vier Songs alle vom neuen Album und ich bin erstaunt wie sehr sie schon Klassiker-Potential haben. Bono macht gleich vom ersten Augenblick an klar, wem die Bühne gehört: U2 und den Fans. Das temporeiche "Magnificient" und anschließend "A Beautiful Day" sorgen denn auch dafür, dass das Publikum vollständig da ist und mitgeht. Vier Artisten auf dem Hochseil plus 90.000 Fans drumherum. Das Besondere ist, dass das 360°-Konzept aufgeht: Band und Fans sind sich nah, sie sind verbunden und durch die Ausflüge aller Musikanten auf dem kreisrunden Steg haben auch alle etwas von der Präsenz der Band. Bei "Mysterious Ways" hängt Bono vornüber gebeugt auf der sich im Kreis drehenden Stahlbrücke, die den Steg mit der Hauptbühne verbindet und fliegt über die glücklichen Massen des inneren Rings.


Der erste Höhepunkt ist ein Experiment. Bono holt drei Musiker einer U2-Cover Band auf die Bühne und läßt sie die Instrumente von The Edge, Adam und Larry übernehmen. Gemeinsam mit Bono spielen sie "Angel Of Harlem". Nicht genug, dass sie das ziemlich gut machen, auch als Bono übergeht zu "Man In The Mirror" und damit den Hut vor dem King of Pop zieht, jammen die drei hundertprozentig im Takt weiter. Experiment gelungen! Die zweite musikalische Überraschung folgt unmittelbar: U2 spielen "Stay". Einen Song, den sie seit Jahren nicht mehr live gepspielt haben und der durch seine enge Verbindung zu Berlin an diesem Abend etwas Besonderes ist. „With U2 you can go everywhere: Miami, New Orleans, London Belfast and Berlin.“ „Berlin - dies ist eine besondere Nacht“, fasst Bono zusammen.


"UF", "Sunday", "Pride", "One", "With or without you", das sind die Classics die U2 natürlich auch in Berlin spielen müssen. Sie spielen das frisch und in sehr guten Live-Version. Die 90.000 sind voll da. Natürlich sind sie das, denn deshalb sind alle gekommen: Wegen der Classics, die einen seit 20 Jahren begleiten. "Sunday Bloody Sunday" – nicht mein Lieblingssong – aber von einem solchen Chor begleitet: Unglaublich! "MLK" mit einem arabischen Anstrich ist für mich eine gelungene musikalische Überraschung und verbunden mit dem Appell an die Unterstützung des iranischen Volkes der politische Teil des Konzerts. U2, Bono, Politik – das gehört zusammen, wie Irland und Guiness oder Bayern und die CSU.


Die beiden Songs auf die ich mich am meisten freue kommen als Zugabe und halten, was sie versprechen: "Streets" und "Ultra Violet". Live vertont und beschallend vorgetragen eine emotionale Kirmes für die Ohren. "Moment Of Surrender" ist ein guter letzter Song, den man mit auf den Heimweg nimmt. Dort erzählt mir ein Italiener noch, dass im Vergleich zum Mailand Konzert dieser Gig viel intensiver und energiegeladener war und die Fans mehr mitgefeiert haben. Nun habe ich Mailand nicht gesehen. Für Berlin kann ich allerdings bestätigen: U2 sprühte vor Spielfreude. Das Konzert war intensiv und energiegeladen. Große Bühnenkunst, bei der es allerdings nicht um die Bühne oder Show ging, sondern nur um eines: Musik.


In diesem Sinne – Die Setlist:


Breathe

No Line On The Horizon

Get On Your Boots


Magnificent


Beautiful Day / Here Comes The Sun


Mysterious Ways


I Still Haven't Found What I'm Looking For / Movin' On Up


Angel Of Harlem / Man In The Mirror / Don't Stop 'Til You Get Enough


Stay (Faraway, So Close!)


Unknown Caller


The Unforgettable Fire


City Of Blinding Lights


Vertigo / She Loves You


Let's Dance / I'll Go Crazy If I Don't Go Crazy Tonight (Remix Version)


Sunday Bloody Sunday


Pride (In The Name Of Love)


MLK


Walk On / You'll Never Walk Alone


Where The Streets Have No Name / All You Need Is Love


One



Zugaben:


Ultra Violet (Light My Way)


With Or Without You


Happy Birthday to Nelson Mandela


Moment Of Surrender


Links:
U2

Steinhard

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