Harbor Inn Studios - Bremen
 

Interviews

Koroded
Koroded begleiten mich nun schon fast 15 Jahre. Ich bewundere es immer, wenn Bands im Gespräch bleiben. Koroded hat nie das Glück gehabt von einem größeren Label unterstützt zu werden. Die Jungs haben schon immer sehr viel selber gemacht und das mit wirklich respektablen Erfolg. Ob Gigs mit Refused, Skindred oder Exodus (nur um ein ganz paar zu nennen) oder gar internationale Touren mit Bands wie Crowbar, Amorphis, Stuck Mojo, Betzefer, President Evil oder Stuck Mojo sowie diverse Open Airs (u.a. Summer Breeze) erklären den tatsächlichen Aktivitätsumfang den Koroded hier an den Tag legt. Klar gab es neben vielen positiven Punkten auch einige Niederschläge, Trennungen, gar Auflösungen – aber Koroded sind immer noch dabei und vielleicht stärker denn je. Aus diesem Grund unterhielt ich mich mit Drummer Ben Overmann…

Hi Ben, schön nach langer Zeit mal wieder mit Dir zu sprechen…. Wobei erwische ich Dich gerade, was liegt gerade an?

Hallo Jens, ja ich freue mich auch. Ist ja schon etwas her mittlerweile! Also ich komme gerade von zwei Koroded-Shows zurück und bin etwas im Sack, haha. Wir sind gerade zudem mitten in der Vorproduktionsphase zum neuen Album und gehen im März/April ins Studio und nehmen die Platte auf. Momentan schreiben wir noch weiter Songs und feilen an den bereits bestehenden neuen Nummern. Gemixt wird das neue Album von Marc Görtz, Gitarrist bei Caliban.

Koroded sind mit Unterbrechung seit über 15 Jahren dabei, was treibt Dich immer wieder an weiterzumachen?

Hmmm, schwer zu sagen, da gibt es keinen wirklichen Grund. Außer vielleicht, und das klingt jetzt wahrscheinlich etwas pathetisch, aber für Andreas und mich ist die Band so etwas wie unser Lebenswerk geworden. Ich meine mittlerweile 17 Jahre sind ja schon eine Zeit, die einen auch prägt irgendwie.
Und jetzt haben wir eine Mannschaft zusammen, so krass, wo alle an einem Strang ziehen und alle mega-engagiert sind, wie es wirklich noch nie war, dass Andreas und ich das fast kaum glauben können, nach all den Jahren!

Von 2007 bis 2011 hattet Ihr eine vierjährige Unterbrechung und die Band lag im Grunde komplett auf Eis, was war der Grund?

Also, um das jetzt nicht zu ausschweifend zu erklären und etwas abzukürzen: Koroded waren seit mehreren Jahren ständig unterwegs, Proberaum, Songwriting, Shows, Touren, Studio, Shows, Touren, etc.. Da blieb es nicht aus, dass mit der Zeit Spannungen entstehen, durch das ständige Aufeinanderhängen, wir haben ja auch privat noch einiges miteinander unternommen. Ich habe dann im August 2006 ziemlich frustriert im Streit die Band verlassen und die anderen haben mit einem neuen Schlagzeuger und Bassisten weitergemacht und im Dezember 2007 ist der Sänger ausgestiegen. Die beiden Gitarristen und der neue Bassist haben dann mit einem anderen Schlagzeuger eine neue Band gegründet, zu der letztendlich auch unser ehemaliger Sänger wieder hinzugestossen ist, was dann quasi ganz langsam indirekt auch der Grundstein für die Koroded-Reunion Ende 2010 war. Somit war die Pause im Grunde genommen nur drei Jahre und am 01.01.2011 haben wir das dann mit einer Pressemitteilung offiziell gemacht. Die allererste inoffizielle Koroded Reunion-Show war übrigens bei Euch in Bremen im Tower noch ca. einen Monat vor der offiziellen Reunion-Show bei uns zu Hause.

Ihr hattet ja schon diverse Besetzungswechsel – der Abschied vom Gründungs-Sänger Jan und dem Einstieg von Kevin war dann aber schon sehr gravierend. Wie hast Du die Zeit erlebt?

Einerseits war das eine sehr emotionale Zeit, weil das natürlich auch nach 17 Jahren man erst mal nicht so einfach wegsteckt. Andererseits war das aber schlussendlich dann auch einfach ein nötiger Schritt. Wir sind ja auch überhaupt nicht im Streit auseinandergegangen wie damals 2007, sondern alles ist gut. Wir haben uns dann zusammengesetzt und gemeinsam mit Jan überlegt, dass wir einen Nachfolger für ihn suchen, da er das zeitlich/beruflich nicht mehr geschafft hätte, weiterhin so Gas zu geben und mit Herzblut dabei zu sein, wie eine Band wie Koroded das aber verlangt. Jan und ich haben dann unabhängig voneinander beide den Kevin ins Gespräch gebracht. Er hatte mit seiner damaligen Band bereits zweimal bei mir im Studio aufgenommen und daher wusste ich was er draufhat. Noch dazu war Kevin über Jahre ein riesengrosser Koroded-Fan und konnte bei der Audition so aus dem Stehgreif heraus direkt 11 Songs mit uns spielen. Das war natürlich sehr beeindruckend und cool!

Nun habt Ihr mit Kevin Kearns (Visions Of Aurora) einen neuen Mann am Start. Wie waren die Reaktionen bis dato?

Ganz so neu ist der ja auch nicht mehr, hehe. Mittlerweile ist der Kevin ja schon seit über einem Jahr bei uns, wenn auch die ersten 3 Monate offiziell als "Vertretung". Aber bis jetzt waren die Reaktionen wirklich durchweg positiv. Uns war es natürlich auf der einen Seite wichtig dass der neue Mann am Mikro auch natürlich das komplette stimmliche Spektrum von unserem alten Sänger abdecken kann, weil die alten Songs ja die alten Songs bleiben sollen und wir natürlich auch weiterhin einige davon im Live-Programm haben werden. Auf der anderen Seite wollten wir natürlich auch keine bloße Kopie, sondern er performt die Songs exakt wie vorher auch nur auf seine Art und bringt dadurch natürlich auch seinen eigenen Stil etwas ein, klar. Aber bei dem neuen Material ist das ganz natürlich von vornherein so.

Mit „Dantalion“ habt ihr ja auch ein relativ aktuelles Album am Start, welches bei Noizgate /Rough Trade erschienen ist. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Wir haben, ganz klassisch quasi, uns bei mehreren Labels beworben, hatten dann schlussendlich ein paar Angebote und haben uns für Noizgate Records entschieden. Mit dem Labelchef und anderen Mitarbeitern haben wir mittlerweile ein richtig gutes Verhältnis und mit Rough Trade ist ja auch ein vernünftiger renommierter Vertriebspartner im Boot.

Wie waren die Reaktionen auf das letzte Album?

Die Reaktion war in der Presse und auch bei unseren Fans ebenfalls durchweg positiv. Natürlich gibt es immer mal einen Fan, einen Schreiber oder ein Magazin, denen es nicht gefällt, das ist ja ganz normal.

Was hat sich in Deinen Augen in den letzten Jahren in Bezug auf Alben, Aufnahmen, Labels, Presse besonders verändert – gerade für eine Band wie Koroded?

Es ist alles sehr viel schwieriger geworden. Gerade auch für eine Band unserer Größe. Man verdient nur noch etwas durch die Konzerte und das Merchandise. Der Tonträger an sich ist nicht mehr das primär wichtige, wobei es uns noch nicht mal vorrangig um Geld geht. Dann würden wir andere Musik machen, glaub mir das, hahaha! Also das ganze Business hat sich verändert, von der CD zum mp3 zum Stream. Aber auch in Bezug auf Aufnahmen hat sich Grundlegendes geändert. Du kannst ja quasi mittlerweile in deinem Schlafzimmer ein relativ fett klingendes Album aufnehmen. Bei den Drums scheiden sich da natürlich direkt schon wieder die Geister, weil dafür braucht man nach wie vor ein Studio. Daher nehmen viele die Drums in ihrem Proberaum auf, oder programmieren die Drums direkt, was für Demos ja auch durchaus in Ordnung ist. Die Spreu vom Weizen trennt sich dann wenn die Band auf die Bühne geht, wobei wir wieder bei den Konzerten sind. Aber weil auch die großen Bands nur noch an den Auftritten verdienen, touren alle auch viel viel mehr als früher und es entsteht eine regelrechte Übersättigung, was man wieder an schlechter besuchten Konzerten sieht. Noch verstärkend kommt hinzu, dass es locker überall zehnmal so viele Bands gibt, wie vor zehn Jahren.

Aktuell seid Ihr ja auch live recht aktiv, was erwartest Du von den Gigs und gibt es Gigs bzw. Touren, die Dich in der Vergangenheit besonders geprägt haben?

Von den Gigs erwarte ich primär eine gute Zeit zu haben und ich hoffe natürlich, dass es den Leuten gefällt.
Da gibt es so wahnsinnig viel Gigs, die irgendwie besonders waren, dass es schwer ist da jetzt einen herauszuheben. Mal überlegen, Die Auftritte auf dem Summer-Breeze waren immer sehr geil, unsere erste Crowbar-Tour war der Hammer, die Gigs mit Hypocrisy und Soilwork, aber auch die Reunion-Show 2011 bei uns zu Hause war der absolute Wahnsinn.

Gibt es noch eine Band mit der Du Dir gerne einmal die Bühne teilen würdest?

Also da gibt es einige, das wäre jetzt was viel... Aber auf jeden Fall Machine Head, Devin Townsend ... für mich persönlich jetzt unabhängig von Koroded noch Queen(!!!), Faith No More und New Model Army

Welche Alben liegen gerade in Nähe Deines CD Players – aktuelle Empfehlungen?

Slipknot – Vol.5-The Gray Chapter,
Machine Head – Bloodstone & Diamonds,
Kreator – Phantom Antichrist
Ansonsten immer mal wieder auch gerne was punkiges a la UK Subs oder The Damned!

Vielen Dank für das Interview und auf bald!

Links:
Koroded
Interview Jens Krause

Reviews zum Thema "Koroded"

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Interviews zum Thema "Koroded"

Koroded

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Live-Reviews zum Thema "Koroded"

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