Interviews | Malrun | Kurz nach dem Emil-Bulls-Konzert in Osnabrück hatte ich das Vergnügen, die Dänen von Malrun zum Interview zu bitten, die auf dieser Tour die Vorband waren ( zusammen mit Blackout Problems ). Das Ganze hat viel Spaß gemacht, war aber recht chaotisch, da immer wieder mehrere Leute durcheinander geredet haben, oder das Interview durch diverse Emil-Bulls-Mitglieder gestört wurde ;) Hauptsächlich gaben Sänger Jacob Løbner, Drummer Mikkel Johnsen und Gitarrist Patrick Nybroe die Antworten.
Hi, bitte stell dich und die Band den Lesern vor!
Wir sind Malrun aus Dänemark. Wir haben 2 Alben veröffentlicht, wir sind also eine relativ neue Band - unser Debüt-Album kam in 2010 heraus, "Beauty in chaos". Das neue Album kam dieses Jahr heraus. Und damit ging das alles für uns so richtig los, wir touren jetzt und spielen Festivals. Das neue Album hat uns einige Türen geöffnet.
Okay, und wie würdest du eure Musik beschreiben?
Es ist eigentlich eine Kombination verschiedener Genres. Da ist alles drin, was wir mögen: Pop, Rock, Hard Rock, Metal, Metalcore und Djent, und das zusammen ergibt, was wir glauben zu sein.
Mich erinnert das gelegentlich an eure dänischen Landsleute Raunchy.
Ja, aber wir haben vielleicht eine größere Rock- und Blues-Attitüde und...
... eine komplett andere Stimme!
Richtig.
Und wie läuft die Tour bislang?
Sehr gut! Wir haben uns wirklich mit den Emil Bulls angefreundet und ich denke, auch musikalisch passt das Paket sehr gut. Aber auch auf der persönlichen und sozialen Ebene, wir haben eine echt gute Zeit mit den Bulls, sie sind wirklich gute Freunde und Saufkumpanen von uns geworden ;)
Das ist jetzt unsere vierte Europa-Tour, und von der Musik her ist das bislang die Tour, bei der wir am besten zum Mainact passen.
Mit welchen Bands habt ihr bislang denn getourt?
Wir haben mit den apokalyptischen Reitern getourt und mit Audrey Horne, und mit der schwedischen Band Engel.
Stimmt, euer Gitarrist hatte ein Shirt von denen auf der Bühne an.
Genau.
Und wann fand die Tour mit den apokalyptischen Reitern statt?
Im Mai oder April 2012 muss das gewesen sein. Kennst du die?
Ja, die sind ziemlich verrückt :)
Ja. Es war eine sehr gute Tour, aber man konnte merken, dass das Publikum mehr mit den Bulls anfangen konnte als mit uns. Sie konnten mehr mit dem Publikum interagieren. Die Bulls sind eher eine modernere Band und die Reiter eher oldschool, was auch cool ist, aber ich denke, wir ziehen eher das "modernere" Publikum an.
Ja, aber es ist auch wirklich schwer, die Musik der Reiter zu beschreiben und in Worte zu fassen.
Ja, das ist es wirklich.
Ihr habt ja bereits gesagt, dass ihr euch untereinander gut versteht. Seht ihr euch auch die Show der Bulls jeden Abend an?
Größtenteils ja. Manchmal müssen wir uns auch aufwärmen und auf die Show vorbereiten, aber wir versuchen immer, so viel wie nur eben möglich von den anderen Bands zu sehen. Es ist immer eine schöne Erinnerung, die anderen Bands spielen zu sehen jeden Abend und zu sehen, wie das Publikum auf sie reagiert. Und dann kann man sich auf seinen eigenen Auftritt vorbereiten.
Gefällt euch die Emil-Bulls-Show denn?
Ja, das ist großartig! Die ziehen immer ne gute Show ab, es ist immer wieder ein Vergnügen, sie live zu sehen.
Die spielen gerade ihre dritte Tour zum aktuellen Album, das ist schon ne Nummer. Und die Zuschauer drehen immer komplett am Rad.
Ja, das ist unglaublich und erstaunlich, weil viele Songs jetzt nicht so sehr "Metal" sind. Aber die Leute moshen und machen die Wall of death. Es ist eine Riesenparty, und das ist toll.
Die Songstrukturen sind ja eigentlich so, dass der Refrain oft recht soft ist, dafür aber die Strophen ziemlich hart.
Ja, darüber haben wir auch schon geredet. Ich finde, dass die Alben soft produziert sind, aber live sind sie echt ziemlich hart, der Sound ist massiv.
Kanntet ihr die Emil Bulls schon vor der Tour?
Ja, wir haben sie auf der Reiter-Tour kennengelernt, das war eine Europa-Tour, und die Bulls waren nur auf den Konzerten außerhalb Deutschlands dabei. Das war der erste Teil der Tour, danach hat eine andere Band für sie übernommen. Wir haben sie da also kennengelernt und das ist auch der Grund, warm wir hier sind, da sie uns als Gäste für diese Tour eingeladen haben. Da kam dann eins zum anderen. Das lustige an den Emil Bulls ist, dass sie so groß in Deutschland sind, aber in Dänemark z.B. kennt die niemand. Und hier auf der Tour stehen wir jeden Abend vor 500 - 800 Leuten.
Stimmt, die sind nur in Deutschland so wirklich bekannt...
Für uns ist das eine gute Gelegenheit, in Deutschland Fuß zu fassen, denn wir glauben, dass Deutschland in der Zukunft unser Hauptmarkt sein wird. Aber wir müssen uns hier erstmal etablieren, und das braucht seine Zeit. Deswegen ist diese Tour mit den Bulls sehr gut für uns.
Deutschland ist der drittgrößte Markt in der Musikbranche nach den USA und UK, besonders im Metal-Genre.
So war es ja auch mit Volbeat. Die haben sich auch den Arsch abgetourt, und nun sind sie so groß.
Exactly. Wir haben jetzt zwar nicht einen kommerziellen Hit, aber wir arbeiten uns den Arsch ab, und die einzige Möglichkeit ist touren, touren, touren. Wir reden nach den Shows oft noch mit den Leuten am Merch-Stand, und den meisten gefällt unsere Musik. Die Reaktionen werden von Tour zu Tour besser. Das zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
In Dänemark kann man keine große Band werden, wenn man Metal spielt. Zumindest ist das schwierig, da wir nur 5 Millionen Einwohner haben, das ist ungefähr so viel wie Berlin. Aber hey, mit nem Wagen plus Anhänger sind wir in 2 Stunden in Deutschland, das ist ganz einfach für uns. Wir machen den Anhänger voll mit Bier, und alles ist gut ;)
Welche Bands hört ihr denn so privat?
Periphery, Tesaract, As I Lay Dying, Katatonia, Gojira, In Flames, Opeth, Soilwork - Wir hören viel unterschiedliche Musik. Es ist hart, es ist melodisch, es ist Metal. Manche von uns mögen eher moderne Musik, andere den alten Kram. Und wenn wir zusammen Musik machen, nehmen wir von allem ein wenig und mischen es gut durcheinander und machen etwas Eigenes daraus.
Was war euer Lieblingsclub auf dieser Tour?
Für mich dieser hier ( Rosenhof / Osnabrück ). Die Leute stehen auf verschiedenen Höhen, das sieht abgefahren aus. Der Club sieht aus wie ein altes Kino, und das Publikum ist hier näher dran als in anderen Clubs, man hat besseren Augenkontakt.
In Hamburg gibt es einen ähnlichen Laden, die Markthalle. Dort sind an den Seiten Stufen, so dass die Leute auch in unterschiedlichen Höhen stehen.
Ja, die Markthalle kennen wir auch, das ist ebenfalls ein cooler Club. Mir gefällt auch die Fabrik in Hamburg, da gibt es einen Balkon, der sich durch den ganzen Laden zieht, die Leute können von oben direkt auf die Bühne schauen.
Aschaffenburg war ebenfalls cool, der Colos-Saal. Der Laden war komplett voll, und als es losging, sind die Leute förmlich explodiert.
Könnte daran liegen, dass das in der Nähe der Emil-Bulls-Heimat liegt.
Ja. Mir gefallen diese Venues, in denen die Leute nicht so viel Platz haben und die nicht so hoch sind. So sehen sich die Zuschauer mit uns konfrontiert, so können wir sie direkt erschlagen ;)
Nächste Frage: Habt ihr euch schon einmal auf der Bühne verletzt?
Ja, heute sogar. Ich habe eine Snaredrum ins Publikum gegeben an einen Fan, und das Teil war voll mit Blut von meiner Hand. Es ist keine große Wunde, aber manchmal schlage ich auf die HiHats, und es fängt einfach an zu bluten. Man denkt zwar kurz "Verdammt, das tut weh", aber man spielt dann einfach weiter.
Ich hab mir in Aschaffenburg weh getan, die Geschchte hab ich heute Abend auch schon auf der Bühne erzählt. Dort habe ich mir das Megaphon vor den Mund gehalten und bin ins Publikum gesprungen. Die Leute waren am Moshen, und plötzlich hat mich jemand getroffen, er hat mich am Arm erwischt und ich hab mir das Mikrophon gegen meine Zähne gedonnert. Ich dachte nur so "Oh Mist, ich glaub, ich hab meinen Zahn verloren!", aber ich musste weitersingen, das Publikum durfte das nicht bemerken. Zum Glück war der Zahn noch drin, aber es hat sich anders angefühlt.
Ich finde es aber klasse, dass du das heute trotzdem nochmal gemacht hast!
Ach weisst du, es gibt zwar immer dieses Risiko, dass es schief gehen kann, aber ich muss das einfach machen. Es macht Spaß, und die Leute sind immer überrascht. Sie finden es gut, dass dieser Linie zwischen der Band und ihnen durchbrochen wird.
Wie fallen denn die Publikumsreaktionen auf eure Show aus?
Wirklich gut. Wir sehen nach den Shows immer, dass wir dann neue Facbook-Freunde haben, wir verkaufen immer mehr Merchandise, und die Leute sprechen mit uns nach der Show. All das sagt uns, dass die Reaktionen durchweg positiv sind.
Wir hatten auf dieser Tour unseren ersten Stage Dive, unsere erste Wall of death und viele Moshpits. Für unseren Sänger Jacob ist es besonders schwer, die Leute dahingehend zu lenken, aber auf dieser Tour klappt das richtig gut. Wenn wir die Leute um einen Circle-Pit bitten, machen sie das einfach.
Könnt ihr von eurer Musik leben, oder habt ihr nebenbei noch Jobs?
Leider klappt das noch nicht, aber wir arbeiten dran. Wir versuchen, ein wenig kommerzieller zu werden. Es ist ein riesiger Wust an Bands momentan, der gerade tourt, und davon zu leben, das wäre ein Traum. Besonders als neue Band ist es schwierig, sich von diesen ganzen Bands abzusetzen.
Und wie sind eure Pläne für das neue Jahr?
Wir schreiben neues Material und spielen hoffentlich ne Menge Festivals im Sommer. Im September oder Oktober würden wir dann gern ins Studio gehen und das neue Album aufnehmen, dann könnten wir es Anfang 2014 veröffentlichen. Wir würden auch gern wieder touren.
Vielleicht könnt ihr ja in Wacken spielen, das ist ja in der Nähe von Dänemark ;)
Alter, dann würde ein Traum wahr werden! Man kann nur hoffen, denn es ist sehr schwierig, da irgendwie reinzukommen. Aber vielleicht klappt es ja, wenn wir immer weiter touren.
Nächstes Jahr spielen Rammstein dort.
( Alle: ) Nice!
So, das wars dann! Vielen Dank für das Interview!
Wir danken dir ebenfalls!
Links: Malrun
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