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Wacken Open Air 2014 - Wacken (30.07.2014 - 02.08.2014)
Willkommen zur 25. Auflage des W:O:A. Wir schreiben das Jahr 2014, Angela Merkel ist immer noch Kanzlerin, Dieter Bohlen nervt weiterhin in der Glotze, und das Wacken Open Air existiert seit nunmehr einem Vierteljahrhundert. Für mich persönlich ist es das 7. Wacken, bereits am Dienstagmorgen stehen alle Zeichen auf „Go!“, und nach diversen Staus und Baustellen werde ich am Nachmittag recht freundlich auf dem heiligen Acker empfangen. Leider nicht von den Stewards, die ein kleines Problem damit haben, dass unsere Leute für uns Nachzügler weiter vorne einen Platz freigehalten haben. Aber egal, wir mogeln uns durch und haben letztendlich den besten Campground ever. Von dort aus sind es nur 5 Minuten bis zur Bühne, 2 bis zum Frühstückszelt usw.

Wie gehabt sehe ich Dienstag und Mittwoch keine Bands, sondern schieße mich am ersten Abend gepflegt ab und entzünde mir nebenbei noch mein Bein, am Mittwoch ist Shopping angesagt. Wieder einmal wissen die Stände mit Gürtelschnallen und coolen Shirts sehr zu begeistern. Doch nun zur Musik:

Donnerstag

Im Endeffekt habe ich wieder einmal fast alle Bands verpasst, die ich sehen wollte, allerdings habe ich Saxon und Co. auch schon unzählige Male gesehen, von daher ist das zu verschmerzen. Steel Panther machen den Auftakt, und hey: Diese Band wollen scheinbar alle sehen. Dementsprechend laufen auch einige Männer in tuntigen Outfits herum, davon 3 aus unserer Bagage. „Death To All But Metal“ kommt natürlich hervorragend an und ist auch so etwas wie das Credo hier vor Ort. „Gloryhole“ bekomme ich gerade so noch mit, danach schnappe ich mir schnell eins der begehrten Festival-Shirts.

Viele Leute haben im Vorfeld über das diesjährige Line Up gemeckert, doch das wird zur Farce, als Accept die Bühne betreten und uns den wahren Spirit von Wacken näher bringen. Alle Anwesenden verstehen sofort: Die Veranstalter haben genau die richtigen Bands aufs Festival geholt. Klar fehlen die großen Namen, aber wen interessiert das ernsthaft, wenn Accept Perlen wie „Fast As A Shark“ oder neueres Material der Marke „Teutonic Terror“ vom Stapel lassen? Und auf welchem Festival sollten Doro, Saxon und Motörhead sonst spielen, wenn nicht hier? Demnach kann man die Veranstalter nur beglückwünschen – alles richtig gemacht, was für ein großartiges Konzert von Accept!

Freitag

Wieder einmal beginnt der Morgen recht früh, die Zeltnachbarn wecken den gesamten Campingplatz erneut mit “Dicke Titten, Kartoffelsalat”, danach folgen Helene Fischer und Andrea Berg. Schmerzfrei. Gut, dass die Dixis und der Kaffeestand in der Nähe sind. Mittags stehen wir schon in der prallen Sonne vor der Bühne, um Skid Row zu sehen. Und die Jungs bringen eine wirklich überzeugende Show auf die Bretter. Besonders das Schlagzeug hat ordentlich Wumms, gegen Ende der Show ertönt eine Ramones-Coverversion ( „Psycho Therapy“ ). Die Schmonzette „I Remember You“ darf natürlich auch nicht fehlen – guter Auftritt.

Im Anschluss ärgern wir uns bei Knorkator über den viel zu leisen Sound auf der Party Stage – hat man aus dem letzten Jahr etwa nichts gelernt? Schade, denn die Knallköppe haben in ihrer ersten halben Stunde ausschließlich geile Songs in die Meute gefeuert ( „Alter Mann“, „Buchstabe“… ). Das Problem an diesem Nachmittag heißt eindeutig Endstille, den die Kieler Schwarzheimer sind auf der Black Stage ( Nomen Est Omen ) dermaßen laut, dass man selbst vor der Party Stage noch ihren gesamten Auftritt wahrnimmt – ob man will oder nicht. Und die meisten wollen das nicht.

So können wir uns allerdings einen guten Platz für Five Finger Death Punch sichern, die im Anschluss die True Metal Stage auseinander nehmen. Die Songreihenfolge kommt wenig überraschend, aber dafür sind fast alle Hits am Start – „Hard To See“, „Lift Me Up“, „The Bleeding“… Wacken frisst den Amis aus der Hand, die Band lässt allerdings auch wenig anbrennen. Spätestens, als Sänger Ivan Moody im Deutschland-Trikot auf die Bühne stapft und die Meute „Die Gauchos die geh’n so“ singt, steht Wacken Kopf. Wie gesagt, die Setlist ist wenig überraschend, die Umsetzung jedoch astrein.

Im Anschluss bereiten wir uns mit Onkel Tom Angelripper auf den weiteren Abend vor. Der Sound im Bullhead-Zelt ist erneut recht gut, allerdings bedarf es bei diesem Liedgut auch wenig technischer Finessen: Sauflieder im Trash-Metal-Gewand - genau das, was die durstige Meute verlangt. „Auf nach Wacken“ kommt natürlich hervorragend an, jedoch ist der Publikums-Chor bei „Schnaps, das war sein letztes Wort“ noch ein wenig beeindruckender.

Danach spielen Carcass zwar auf der Party Stage, doch nur der Name dieser Bühne verleitet zu der Annahme, dass dieser Auftritt eine spaßige Angelegenheit werden könnte. Wie durch ein Wunder ist der Sound plötzlich laut, klar und drückend – das soll mir mal einer erklären. Egal, denn Carcass liefern 75 Minuten die volle Breitseite, die aktuellen Songs kommen ebenso gut an wie das unvermeidliche „Heartwork“. Wahnsinn, danach fühlt man sich, als ob man eine Faust in die Magengrube bekommen hätte. Puh…

Und danach noch Slayer! Einen Großteil der Show höre ich allerdings vom Zeltplatz aus, was bei der gebotenen Lautstärke kein Problem darstellt. Gute Setlist, guter Auftritt. Klingt die Stimme von Tom Araya anfangs ein wenig lädiert, pendelt sie sich nachher auf hohem Niveau ein. Songs wie „Disciple“ und „Raining Blood“ gehen natürlich immer.

Den Schlusspunkt setzen heute A Pale Horse Named Death im Bullhead-Zelt. Wollten wir anfangs noch sehen, was die Quasi-Nachfolgeband von Type O Negative Live auf die Beine stellt, so suchen wir nach nur 3 Songs wieder das Weite, da der Sänger scheinbar betrunken ist und ziemlich schräg ins Mirko winselt. Muss nicht sein. Schade, aber nicht zu ändern.

Ebenfalls schade, dass Carcass und Motörhead zeitgleich auf die Bühne geschickt werden, denn somit verpassen wir den wiedererstarkten Lemmy, der zu „Killed By death“ als Special Guest die allgegenwärtige Doro dabei hat. King Diamond und W.A.S.P spielen mir dann zu spät ( 0 – 3 Uhr nachts ), hätte ich eigentlich auch gern mal gesehen.

Samstag

Da um 12 Uhr mittags gleich 3 Bands zeitgleich spielen, die ich gern sehen würde ( Mr. Hurley und die Pulveraffen, Arch Enemy und Prong ), fassen wir folgenden ausgeklügelten Plan: Erst ins Wackinger, die ersten 15 Minuten von den Pulveraffen gucken, dann ins Infield, 15 Minuten Arch Enemy gucken, und schließlich zur Party Stage, den Schluss von Prong mitnehmen. Dieser Plan kommt über den ersten Schritt nicht hinaus, denn wir geben uns die vollen 45 Minuten von Mr. Hurley und die Pulveraffen. Aber warum auch weggehen, wenn die Band auf der Bühne so einen Spaß macht? Die 3 Piraten „aus dem karibischen Osnabrück“ und ihr Gefolge kommen hervorragend an, und die Tanzeinlagen des Publikums zu Songs wie „Blau wie das Meer“ und „Ach ja? Komma her!“ können sich wirklich sehen lassen. Am Ende der Show werden mehrere Piraten auf den Händen durchs Publikum getragen. Was für ein Spaß!

Danach bekommen wir tatsächlich noch das Ende des Arch-Enemy-Auftritts mit, die Band beendet ihr Set mit den Klassikern „We Will Rise“ und „Nemesis“ – alles richtig gemacht. Neu-Sängerin Alissa White-Gluz macht ihre Sache dabei sehr gut.

Im Anschluss eröffnen Sodom ihr Programm mit „Agent Orange“. Diesmal erleben wir die Hauptcombo von Onkel Tom, nachdem wir ja gestern seiner Zweitband lauschen durften. Im Endeffekt folgt Klassiker auf Klassiker: „Outbreak Of Evil“, „The Saw Is The Law“… Zwischendurch gibt es wieder die „Surfin‘ Bird“-Coverversion. Gegen Ende kommen die deutschspachigen Gassenhauer „Der Wachturm“ und „Ausgebombt“ zum Einsatz. Wie immer eine solide, brachiale Show von Sodom.

Das diesjährige Highlight liefert für mich das Devin Townsend Project ab. 75 Minuten lang befinden sich fast alle Anwesenden in einer völlig anderen Welt. Immer wieder imposant, wie es Stimmwunder Devin schafft, solche Klangwelten entstehen zu lassen. Man steht eigentlich die ganze Zeit kopfschüttelnd mit offenem Mund vor der Bühne. Schwierig, hier Highlights zu nennen, aber besonders „By Your Command“ und „Grace“ haben es mir angetan.

Ähnliches Bild bei The Ocean, nur dass deren Show im deutlich kleineren Bullhead-Zelt stattfindet und damit ein wenig intimer gerät. Die Songs sind ja nicht gerade für ihre Eingängigkeit bekannt, aber ich glaube, dass ziemlich viel vom aktuellen Werk „Pelagial“ gespielt wird. Doch auch ohne schmissige Hooklines weiß die Truppe mit ihrem intensiven Sound zu begeistern. Absolut beeindruckende Leistung, tolle Band!

Im Anschluss zieht Der W deutlich mehr Leute, als ich vermutet hätte. Jedenfalls ist das Zelt kurz vorm Bersten, als „Furor“ und „Operation Transformation“ die 75 Minuten einläuten. „Schatten“ und „Waffen und Neurosen“ vom ersten Album heißen die ersten Höhepunkte, „In stürmischer See“ glänzt durch Atmosphäre, und zu „Mordballaden“ singt das ganze Zelt mit. Zum Ende hin setzt es erneut Klassiker der Marke „Der W 2 3“ und „Geschichtenhasser“, ehe das ruhige ( aber richtig geile ) „Bring mich heim“ den Auftritt vom böhsen Weidner beendet. Das hat richtig Spaß gemacht!


www.youtube.com/v/sgr4G-7Y94g


Dann noch kurz bei Megadeth vorbeigeschaut, meine Leute gesucht, nicht gefunden, zurück zum Camp! War eh noch nie meine Band, die Truppe um Dave Mustaine. War auch wohl ein zwiespältiger Auftritt, wenn man den unterschiedlichen Aussagen Glauben schenken darf.

Danach geht es dann nochmal gemeinsam ins Wackinger-Dorf, welches mir dieses Jahr deutlich besser zusagt, um dort ein letztes Mal gemeinsam Essen zu fassen. Und das kann man hier vorzüglich: Von Langos über Wiking-Burger und Fleisch-Spießen gibt es nahezu eine unendliche Auswahl an mittelalterlichen Leckereien. Dazu die ganzen Lichter und Feuer – klasse. Im Zusammenspiel mit der Wasteland Stage, auf der Acts wie Megabosch ihr Unwesen treiben, und die durch ihr Mad-Max-mäßiges Äußeres besticht, eine runde Sache. Mit der Zeit gewöhnt man sich halt an alles. Oder ich werde altersmilde ;)

Eigentlich hätte ich mir noch gern Kreator angesehen, aber meine Füße sind nach der knappen Woche einfach am Ende. Doch ähnlich wie bei Slayer am Freitag steht der Wind günstig, und wir bekommen das Kreator-Set beim Abbau unseres Camps noch fast komplett mit. Somit reihen sich die Ruhrpottler in die Riege der Bands ein, die ich dieses Jahr zwar verpasst, aber schon vorher diverse Male live gesehen habe ( Saxon, Hammerfall, Motörhead… ).

Das Fazit kann somit eigentlich nur positiv ausfallen: Dieses Jahr wurde auf unnötigen Firlefanz verzichtet ( oder ich habe es einfach nicht mitbekommen ), selbst das Wackinger-Village gefällt mir mittlerweile. Steel Panther sollten ab sofort immer hier spielen. Ebenfalls schön war das Comeback der Melonen-Bowle an unserem Camp. Verzichten kann ich persönlich auf Leute wie „Bauer Heinrich“, die sich das ganze Wochenende über bei anderen Leuten durchschnorren. Andere Zeltnachbarn zertrümmern kurz vor Abfahrt ihre gesamte Einrichtung direkt neben meinem Auto – einfach nur asozial.

Der Sound war diesmal ( bis auf eine Ausnahme ) vor allen Bühnen sehr gut, im Bullhead-Zelt erneut noch eine Spur besser. Ärgerlich, dass Five Finger Death Punch, Skid Row und Arch Enemy schon zur Mittagszeit spielen, und dass es bei einigen Bands Zeitüberschneidungen gibt. Glücklicherweise blieb dieses Jahr die große Schlammschlacht aus, dafür war es vor allem am Freitag extrem warm und staubig. Das traditionelle Line Up ohne großen Headliner hat mir ebenfalls sehr gut gefallen.

Wir sehen uns 2015!

Eisen-Dieter

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