Interviews | Brutus | Spätestens mit ihrem aktuellen Album „Unison Life“ katapultieren sich Brutus auf die nächste Stufe und sollten jetzt jedem Musikliebhaber ein Begriff sein. Waren sie vor der Pandemie noch eher ein Geheimtipp, so beobachtet man nun schon ein größeres Interesse und auch die Wahl der Venues auf der Tour sprechen für sich. Grund genug, sich im Rahmen ihres Konzertes in Hannover mit der Band zu treffen und den Status Quo zu besprechen. Die komplette Band kam zum Termin und es entwickelte sich ein relaxtes Gespräch…
Hallo zusammen, Ihr seid nun mitten in der Tour – wie geht es und wie läuft es aktuell?
Es läuft super an und wir kommen langsam in unsere Routine, die wir immer nach einiger Zeit entwickeln, wenn wir länger auf Tour sind. Man bekommt ein gutes Feeling und wir sind happy, wie es aktuell ist. Es kommen insgesamt mehr Leute zu den Shows – das freut uns total. Wir können uns nicht beschweren und sind glücklich, wie es aktuell läuft und auch hoffentlich noch weiterlaufen wird.
Wie schafft man es in den aktuell kalten Wintermonaten auf so engem Raum nicht krank zu werden?
Das ist in der Tat nicht so leicht und Stefanie begann die Tour auch krank, hatte Fieber und eine Infektion in den oberen Atemwegen. Das war ein schwieriger Start, denn dann hat sich der Rest der Band angesteckt. Aktuell ist unser Tourmanager krank. Das ist alles nicht so einfach. Dazu hat man nicht so viel Schlaf, isst nicht immer nur gesund. Das ist in der Tat eine Herausforderung, aber wir hoffen nun auf dem Weg der Besserung zu sein - auf so engem Raum ist es aber schwierig. Wir haben gute Medizin an Bord und wollen halt auch keine Gigs ausfallen lassen, um gesund zu werden. Man muss sich da ein stückweit durchkämpfen und der Start war schon eine kleine Herausforderung, weil man irgendwie immer dann krank wird, wenn es nicht passt – ob vor dem Urlaub oder nun vor der Tour. Nun blicken wir aber positiv in die Zukunft und schauen von Tag zu Tag weiter.
Noch einmal herzlichen Glückwunsch zum aktuellen Album, welches auch in die Charts gegangen ist – was bedeutet das im Kontext des Titels für Euch?
Vielen Dank – das war super. Der Titel soll eine Balance im Leben darstellen. Dass sich positive und negative Dinge die Waage halten, und das haben wir versucht auch lyrisch auszudrücken. Es gibt Songs, die eher etwas negativer sind und wo nach dem Positiven gesucht wird – dann aber auch wieder positive Texte – immer alles in der Suche nach Balance. „Liar“ ist zum Beispiel ein eher negativer Song, bzw. die Idee eine Lüge zu nutzen oder zu benutzen, um eine komfortable Situation am Leben zu erhalten – um das Gerüst aufrecht zu erhalten.
„Victoria“ ist hingegen ein eher positiver Song, der viele positive Dinge beschreibt.
„Unison Life“ als Titel ist daher eine Summe aller Einzelteile des Albums und soll die Balance der Songs mit seinen Lyrics und Themen aufsummieren.
Was genau hat die Pandemie für Euch bedeutet? Ihr wart gerade dabei komplett durchzustarten, hattet großartige Slots auf internationalen Festivals und dann stand auf einmal die Welt still…
Das stimmt, das war heftig…Man mag es kaum glauben, aber wir haben uns recht schnell mit der Situation arrangiert, denn es ging allen anderen Bands ja nicht besser und es sind auch in der Zeit weitaus schlimmere Dinge in der Welt passiert. Wir sind recht schnell produktiv geworden und haben uns auf neue Ideen und Songs für das aktuelle Album konzentriert. Wir haben dann eher über das Ende der Pandemie nachgedacht und waren auch sehr schnell sehr kreativ. Da hatten wir vielleicht auch sehr viel Glück, wenn viele Freunde und Bekannte von uns wurden eher negativer und in Teilen depressiver und denen ging jegliche Kreativität ab. Wir hatten dadurch die Chance uns auf das neue Album zu konzentrieren, was wirklich schwieriger geworden wäre, wenn wir nur auf Tour gewesen wären. Im Nachgang können wir der Zeit einiges positives abgewinnen.
Was genau macht Belgien zu so einem innovativen Land für Bands, denn das recht kleine Land hat so spannende Bands?
Gute Frage, ich meine Peter hatte das Thema auch schon mal erwähnt. Wir sind so ein kleines Land und wir müssen nicht wirklich weit fahren, um irgendwo ein Konzert zu sehen. Dazu gibt es unfassbar viele Bands in Belgien und damit ist es auch immer eine Herausforderung, um aus der Masse herauszustechen. Man sieht dauernd irgendwelche innovativen Bands und das spornt einen natürlich auch an, selbst am Stil zu feilen und dadurch hebt man sich auch auf ein neues Level und wird kreativer und kann somit auch interessante Stile entwickeln. Im Grunde ein positiver Wettkampf – man hat so viele kleine Orte, mit oftmals eigenen Szenen, und jeder kennt sich irgendwie – das ist sehr befruchtend.
Merkt ihr eigentlich Unterschiede zwischen Gigs in Belgien und in anderen Ländern? Ist der Vibe unterschiedlich?
Oh ja – da gibt es wirklich enorme Unterschiede. Manchmal wir sich während der Gigs oftmals im Publikum unterhalten, da wirkt es oft so, als wenn man einfach mal ausgeht und der Fokus nicht zwingend auf dem Konzert liegt. So richtig pauschalisieren kann man es aber nicht. Es hängt oft am Tag – es ist schon ein Unterschied, ob Du einen Wochenendgig hast oder auf einem Montag oder Dienstag spielst. Dann bist Du beispielsweise in Schweden, den einen Abend gehen die Zuschauer komplett ab, am nächsten Tag absolute Stille und die Akteure auf der Bühne werden genau beobachtet. Manchmal ist es auch so, dass eine Person in einem sonst ruhigen Publikum anfängt abzugehen und dann ist es wie eine Kettenreaktion und nach und nach lassen sich die anderen Zuschauer anstecken und die Stimmung, bzw. die Action kippt, und auf einmal geht es ab. Man kann es kaum pauschalisieren – es ist überall unterschiedlich.
Mit welcher Band würdet Ihr gerne mal auf Tour gehen – gibt es da besondere Vorlieben?
Schwierige Frage – wir spielen bald einige Shows mit Converge und das ist schon wirklich ein Highlight – da freuen wir uns sehr drauf. Ansonsten würden wir auch sehr gerne mal mit Nick Cave (Stijn) oder vielleicht sogar Sigur Rós (Stefanie) spielen - das wäre grandios. In den nächsten Tagen treffen wir die Behemoth Crew, das wäre natürlich auch ein spezielles Paket (Peter). Ansonsten sieht man auf Festivals auch mal Bands, die man mag – aber es ist auf einigen Festivals auch so riesig groß, da braucht man manchmal gefühlt Stunden, um von einer Bühne zur anderen zu kommen, um seinen Lieblingskünstler zu sehen.
Nennt mal so Eure drei Lieblingsorte/Plätze auf Erden und sagt kurz warum?
Vancouver für uns alle. Wir lieben die Stadt, das Essen, die Berge, die Strände, Aufnahmen zu machen, die Leute, Erinnerungen… wir haben da eine spezielle Verbindung, deswegen kommt die Antwort auch so schnell.
Im Grunde dann auch unsere Heimatstädte bzw. Wohnorte und dort dann auch mal ein spezielles Café, wo man nach einer Tour relaxt und Abstand von seinen Bandkollegen hat (Stijn lacht)
Auf jeden Fall aber auch unser Proberaum – hier ist unser Rückzugsort, hier werden Songs gemacht – hier ist unsere Basis.
Das war ein schönes Schlusswort. Die Band war sehr relaxt, wir sprachen noch ein wenig und man merkte dem Trio an, dass sie heiß waren zu spielen und ihr neues Material zu präsentieren…
Links: Brutus
Interview Steffi Müller & Jens Krause |
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