Endlich findet sie statt, die Tour zum dritten Der-W-Album. Einmal wurde sie komplett wegen einer OP verschoben, ein zweiter Versuch stand kurz auf der Kippe, da sich Stephan Weidner kurz vor Tourbeginn mehrere Rippen gebrochen hat. Somit mussten einige Konzerte erneut verlegt werden. Dies betrifft u.a. die Show in Gütersloh, wo ich eigentlich zugegen sein wollte. Nette Geste von der Band: Man kann einfach sein bereits gekauftes Ticket nehmen und erhält damit in einer anderen Stadt seiner Wahl Eintritt. Feine Sache. Also Hannover, Capitol.
Dort angekommen, gilt unser erster Blick dem kultigen Gourmet-Imbiss Curry Collum (http://www.curryculum.de ), wo es erst einmal eine köstliche VW-Currywurst mit belgischen Fritten gibt, um eine ordentliche Grundlage zu schaffen. Nur zu empfehlen der Laden! Weit(dn)er im Text ( muaha ): Vor dem Capitol tummeln sich bereits zahlreiche Gäste, der Einlass ist im vollen Gange. Auch die obligatorischen Pfandpiraten sind wieder vertreten, alles wie gehabt. Der Ticketumtausch funktioniert dann auch problemlos.
Nachdem wir die breite Merch-Palette abgecheckt haben, suchen mein Kumpel und ich uns einen Platz in den vorderen Reihen und haben bei Toxpack, die den Abend eröffnen, beste Sicht. Zu dieser Band bleibt nicht viel zu sagen, sie verstehen es, das Publikum anzuheizen. Scheinbar kennen einige Zuschauer das Material der Berliner und feiern die Band ab. Schade, dass das Mikro ein wenig leise ist, denn der Gesang ist nicht so schlimm wie befürchtet. Ich hatte eine weitere onkelz-Kopie mit Frei.Wild-artigem „Gesang“ erwartet, doch dem war glücklicherweise nicht so. Der Frontmann gestikuliert beim Singen lustig vor sich hin und wirkt ein wenig wie ein Dirigent. Kommt gut.
Also, Fazit: War ganz ok, vielleicht war die Spielzeit mit ca. 50 Minuten ein wenig zu lang. Ich freue mich schon auf die Show in Bremen mit Dunderbeist als Support. Hoffentlich haben die auch 50 Minuten Stagetime…
Als dann Der W nach dem angespielten „Furor“ ( endlich mal live! ) mit „Operation Transformation“ loslegen, stelle ich 2 Sachen fest: 1. Die Stimmung ist super! 2. Schon bei Toxpack ist mir die Anzahl der betrunkenen Leute negativ aufgefallen ( Hatte schon nach einem Song einen Becher Bier auf der Schulter, ausgekippt versteht sich ).
Wie gesagt, geile Stimmung, aber warum sich so viele Leute auf einem Konzert abschießen wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben. Zumal die Mucke relativ kopf- und textlastig ist und nur tendenziell zu Moshpit und Pogo verleitet. Als die Leute selbst zu ruhigen Nummern wie „In stürmischer See“ den Circlepit anschmeissen, ziehe ich mich ein wenig an die Seite zurück und genieße das Konzert „in Ruhe“ – leider torkeln auch hier ständig alkoholisierte Personen vor mir her.
Weidner selbst lässt sich sein Handicap kaum anmerken, erstaunlich. Der Gesang kommt gut, wenn auch vielleicht ein wenig leise. Generell könnte der Sound mehr knallen, aber das mag am Capitol liegen. Die neuen Nummern wie „Herz voll Stolz“ und „Kampf den Kopien“ kommen gut, die Songs vom ersten Album ( allen voran „Schatten“ und „Mein bester Feind“ ) werden noch eine Spur euphorischer begrüßt. Ein absolutes Highlight stellt die Single „Mordballaden“ dar, in der Weidner mit dem Publikum interagiert und den Refrain von den ca. 1.500 Leuten schmettern lässt. Und die sind dermaßen textsicher, dass es eine wahre Wonne ist. Fett!
Die Band rockt sich durch ein ansprechendes, abwechslungsreiches Set, welches von „Pack schlägt sich, Pack verträgt sich“ ( das Motto nehmen einige im Publikum zu ernst ) vorerst beendet wird. Die Nummer kommt live deutlich besser als auf Scheibe. Die Zugaben werden dann vom „alten“ Gassenhauer „Der W 2 3“ ( von anno 2008 ) eingeläutet, und hey: Live immer wieder unschlagbar! Macht richtig Spaß, alle brüllen mit und die Band hat sichtlich Freude. Es folgt die aktuelle Single „Kafkas Träume“, gefolgt vom Ebenfalls-Klassiker „Geschichtenhasser“, Weidners erster Solo-Single überhaupt.
Und dann… Ja, und dann… Spielt die Band tatsächlich „Regen“, einen onkelz-Song. Obwohl Weidner das niemals machen wollte. Die Band habe ihn auf diese Idee gebracht und Bock drauf. Da dies der einzige Song sei, den er bei den onkelz im Original eingesungen hat, habe er sich als Kompromiss drauf eingelassen. Davon mag man nun halten, was man will, aber außer Frage steht, dass der Song großartige Reaktionen hervorruft und sich sehr, sehr viele darüber freuen. Die Band spielt das aber auch sehr geil.
Nach knapp 2 Stunden ist dann Schluss und ich ziehe als Fazit: Trotz der Besoffenen war das n cooler Abend. Weidner erstaunlich fit, gute Songauswahl, einige nette Leute und Bekannte getroffen. Solide Show. Freu mich auf Bremen, dann mit Dunderbeist!
Setlist:
01. Furor (Intro)
02. Operation Transformation
03. Stille Tage im Klischee
04. Machsmaulauf
05. Herz voll Stolz
06. Kampf den Kopien
07. Schatten
08. An die, die wartet
09. Judas
10. Mein bester Feind
11. In stürmischer See
12. Mordballaden
13. Urlaub mit Stalin
14. Vergissmeindoch
15. Nein, nein, nein
16. Leinen los
17. Lied für meinen Sohn
18. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich
19. Der W 2 3
20. Kafkas Träume
21. Geschichtenhasser
22. Regen
Eisen-Dieter
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