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Interviews

Long Distance Calling
In diesen Zeiten ist es bei vielen Bands sehr ruhig geworden – nicht so bei den Münsteraner Post-Rockern von Long Distance Calling. Wurde das letzte reguläre Album „How Do We Want to Live“ mitten in der Pandemie eröffnet, so folgte mit der selbst verlegten EP „Ghost“ dieser Tage (und das weniger als ein Jahr später) direkt der nächste Streich der sympathischen Münsteraner. Aus diesem Grund unterhielt ich mich mit Bassist Jan bezüglich des neuen Release und einigen anderen Dingen...

Moin Jan…
...bevor wir direkt zum Thema kommen erst einmal die Frage nach Deinem momentanen Befinden – wie geht es Dir?


Danke der Nachfrage! Also der Winter in Kombination mit Corona war schon sehr lang, das schlägt ein wenig aufs Gemüt, aber jetzt wo die Sonne ihr Comeback feiert, geht’s mir wirklich gut und freu mich auf den Frühling!


Mit „Ghost“ habt ihr vor kurzem eine EP veröffentlicht, die mich wirklich begeistert hat. Wie und wann kam die Idee relativ kurz nach dem letzten Release was nachzuschieben?

Als abzusehen war, dass die Tour im letzten Herbst nicht stattfinden kann, haben wir natürlich überlegt wie es weitergeht und da wir sowieso schon immer mal überlegt hatten wieder eine spontane Jam EP aufzunehmen, lag der Entschluss nahe das einfach dann im Herbst zu machen und dann ging alles ganz schnell.


War die Idee der Entstehung und Aufnahme so in der Form sofort so da – oder wurden da diverse Ideen in den Raum geworfen und die gewählte Variante hat sich durchgesetzt? Berichte da doch mal ein wenig drüber

Wie haben das ja damals bei der "Nighthawk" EP auch schon gemacht, von daher war die Idee der Entstehung an sich ganz naheliegend, nur dass wir diesmal nicht in ein Studio gegangen sind, sondern uns in ein altes Landhaus eingemietet und das Studio dort aufgebaut haben. Die Idee zum Titel, dem Konzept und den Songtiteln kamen dann spontan dort vor Ort. Das Haus hatte diesen Geisterhauscharme, der sofort auf uns abgefärbt hat.


Trotz der relativ kurzen Verweildauer vor Ort habt Ihr mit über 30 Minuten Spielzeit und sechs Tracks mehr als ordentlich abgeliefert. Sprudelten die Ideen nur so aus Euch raus, oder wie ist (bzw. war) derartiger Output zu erklären?

Ja anders kann man das wirklich nicht sagen. Ich glaube es gibt einige Leute, die daran zweifeln, dass wir wirklich mit nichts und ohne jegliche Vorbereitung dorthin gefahren sind aber es stimmt. Wir hatten in der Tat NICHTS an Material vorbereitet und haben einfach gejammed und uns Ideen zugeworfen und das hat sehr gut funktioniert, sogar besser als erhofft. Diese Herangehensweise ist ja ein sehr großes Risiko, wenn einem nichts einfällt, aber wir machen, dass das Vertrauen in uns selbst diesbezüglich recht groß ist. es gab auch nichts was wir danach aussortiert oder weggeworfen haben. Alles was dort entstanden ist, ist auf „GHOST“ zu hören.


Die Aufnahme ist wunderbar organisch und weit weg von steril und kühl – wie konntet Ihr das technisch so in der Form realisieren?

Das müsstet du unseren Soundmann Flow fragen, da bist du bei mir an der falschen Adresse :) wir vertrauen ihm blind was diese Sachen angeht und wissen, dass er immer das beste rausholt was irgendwie möglich ist. Er war vor Ort und hat alles aufgenommen, ist auf zwei Songs sogar zu hören. Gemischt hat dann unser Kumpel Jojo, der ebenfalls einen fantastischen Job gemacht hat.

Könntest Du Dir vorstellen auch einmal ein Album unter solchen Voraussetzungen einzuspielen? Mit viel Spontanität und einer ungeplanten Rangehens Weise, oder soll dieser Weg exklusiv für EP’s, die über das eigene Label veröffentlicht werden, reserviert werden?

Da haben wir auch schon drüber nachgedacht aber ich denke für ein Album ist das zu riskant und man braucht einfach Zeit um Feinheiten und Arrangements zu erarbeiten, das geht beim Jammen nicht. Was ja auch seinen Reiz hat, dafür ist es eben sehr direkt. Aber ein Album benötigt mehr Zeit und die wollen wir ihm geben. Ausgeschlossen ist bei uns aber nix, haha.


Wie schwer fällt es Dir, bzw. der Band, ein solches Release (das letzte Album „How Do We Want To Live“ konnte ja leider auch nur sehr eingeschränkt live promotet werden) nun nicht gebührend live zu promoten?

Es nervt natürlich gewaltig. Wir sind aber realistisch und wollen ja auch nickt, dass irgendwer krank wird oder schlimmeres, weil er auf einem Konzert ist. Aber natürlich wäre es emotional großartig die Songs auch Live spielen zu können. Wenn sich die Möglichkeit findet diesen Sommer wieder ein paar sichere Shows zu spielen, werden wir das aber sicherlich tun, denn es Leuten da draußen fehlt das genauso so wie uns und die Songs eigenen sich auch für live, da bin ich mir sicher.


Wie siehst Du die aktuelle Situation (Kultur im Pandemie-Kontext) im Ganzen und speziell auch für Euch?

Naja es ist schon katastrophal, das muss man nicht beschönigen. Die Kultur ist das Feld, was am meisten betroffen ist, darüber gibt es keinen zwei Meinungen. Für uns ist es natürlich auch schwierig, weil einfach die Haupteinnahmequelle fehlt, aber wenn man kreativ ist bekommt man die Zeit irgendwie überbrückt. Aber es fehlt uns und allen anderen Menschen natürlich massiv und die Art und Weise der Unterstützung ist natürlich auch mehr als suboptimal. Wir haben einfach keine Lobby, das ist leider ein Fakt und ich hoffe, dass die Pandemie dazu führt, dass Kultur eben nicht mehr als selbstverständlich hingenommen wird.

Ihr seid ja nicht nur auf musikalischer Ebene sehr kreativ gewesen. Seit geraumer Zeit machst Du mit Eurem Drummer Janosch den Podcast „Lachend in die Kreissäge“? Erzähl kurz – was hat es damit auf sich?

Ja das macht uns wirklich Spaß. Wir langweilen uns einfach schnell und müssen immer ein paar Kochtöpfe auf dem Herd haben, in denen wir rühren können. Der Podcast ist eine schöne Abwechslung, wir sprechen entweder zu zweit oder mit Gästen über aktuelles, ihre Geschichten und natürlich viel über Musik. Eigentlich geht es um Fehler machen, um die Dinge, die schief laufen und aus denen man lernen kann.


Letzte Frage – wir sind ja beide Anhänger des (ruhmreichen) SV Werder Bremen – wie siehst Du die aktuelle Situation (Anfang März 2021) des Teams um Trainer Florian Kohfeldt?

Ich möchte darüber nicht sprechen....nein kleiner Scherz. Als Werder Fan muss man wirklich hart im nehmen sein aber es geht ja immer auch schlimmer (Stichwort Schalke). Von den goldenen Zeiten sind wir meilenweit entfernt aber zumindest spielt Abstieg aktuell keine große Rolle, im Vergleich zu den Jahren davor, das war wirklich sehr zermürbend. Ich denke man muss sich aktuell einfach mit wackeligem Mittelmaß zufrieden geben, mehr ist mir dieser Mannschaft einfach nicht drin und ohne Moos ist eben auch nix los. Zu Kohfeldt hab ich immer noch keine wirkliche Meinung. Am Anfang fand ich ich cool, mittlerweile versteh ich vieles nicht und erkenne auch keine Idee oder Philosophie im Spiel. Werder steht für mich für Offensivfussball und viele Tore, für diesen Spielstil fehlen uns aber leider die Spieler.


Danke und viele Grüße nach Dortmund...

Links:
Long Distance Calling
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