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Interviews

Audrey Horne
Audrey Horne haben in der ersten Jahreshälfte mit „Devil’s Bell“ ein wirklich starkes Album auf den Markt gebracht. Endlich kamen sie dann im Rahmen der Veröffentlichung auch auf Tour. Im Vorfeld ihres Gigs im Headcrash in Hamburg, hatten wir die Möglichkeit uns mit Audrey Horne Sänger Torkjell „Toschie“ Rød zu unterhalten. Knapp zwei Stunden vor Konzertbeginn trafen wir am Headcrash ein und Toschie persönlich öffnete uns die Tür. Er führte uns in die Backstageräume des Clubs und wir begannen ein sehr relaxtes Gespräch - aber lest selbst…

Hallo Toschie - heute ist der erste Gig in Deutschland nach dem Ausbruch der Pandemie, wie geht es Euch, wie fühlt es sich an – was sind Eure Gedanken?

Heyho, ja - wir haben die letzten Tage einige Gigs in Norwegen gespielt und nun der Erste nach der Pandemie außerhalb Norwegens. Es fühlt sich sehr gut an, und wir sind gespannt, wie die Tour läuft.
Ursprünglich wollten wir eine Nightliner-Tour machen, aber die Preise für die Busse sind so hoch gegangen – das ist Wahnsinn. Nun sind wir mit einem Van unterwegs – das ist komfortabel und für uns auch preiswerter. Es ist aktuell die bessere Variante mit Van und Hotel-Übernachtungen zu touren als mit einem Nightliner. Es war auch gar nicht so einfach Techniker zu bekommen. Viele sind mittlerweile auch gar nicht mehr dabei seit der Pandemie. Nun arbeiten wir mit einem großartigen Soundtechniker aus Israel und freuen uns insgesamt auf die Tour und sind sehr gespannt auf die nächsten Tage.

„Devil’s Bell“ ist mit Platz 19 in den deutschen Charts Euer erfolgreichstes Album. Welches ist generell so der typische „Audrey Horne Markt“, wenn man davon sprechen kann?

Ja – Platz 19 war fantastisch. Neben Norwegen als Heimat sind Deutschland, die Niederlande und auch Frankreich so unsere Märkte, wo wir auch unterwegs sind, wenn wir touren. Von daher kann man das schon so sehen. Jedenfalls war es vor der Pandemie so. Da war es dann sogar tatsächlich Deutschland – mit Abstand. Nun müssen wir mal schauen, wie es sich entwickelt.

Stand der amerikanische Markt jemals im Fokus für Audrey Horne?

Direkt im Fokus eigentlich nicht. Wir haben unser drittes Album „Audrey Horne“ damals mit Joe Baresi in den USA aufgenommen. In dem Rahmen haben wir dann auch mal SXSW (South by Southwest) gespielt, aber wirklich getourt haben wir dort leider nicht.

Wie ist der Status Quo bei den Konzerten in Norwegen – gerade auch im Kontext zu anderen Ländern – auch in Bezug auf die Pandemie?

Grundlegend sind die Leute in Norwegen relaxt. So weit sind Konzerte ohne Einschränkungen erlaubt. Alle freuen sich, wenn Konzerte stattfinden, aber aktuell werden bei Bands mit unserem oder ähnlichen Status ca. 30% weniger Tickets verkauft. Die großen Bands laufen weiterhin ohne Probleme, weil da jeder sofort kauft und Angst hat, dass es ausverkauft ist. Viele Bands müssen ihre Touren canceln, weil es heißt „high costs – low ticket sales“. Die Leute, auch in Norwegen, sind vorsichtig bei den Ticketkäufen. Auch für diese Tour waren die Kartenverkäufe am Anfang sehr schleppend. Nun, wo die Tour losgeht und die Leute merken, dass wir wirklich hier sind und nichts abgesagt wird, ziehen die Verkäufe noch ein wenig an. Aber sie sind insgesamt noch sehr vorsichtig, haben keine Lust auf Rückabwicklungen bei ausgefallenen Konzerten und warten mit den Tickets…das macht die Sache für viele Bands natürlich sehr schwer kalkulierbar.
Rein vom Verhalten bei den Konzerten ist es ein wenig anders in Norwegen. Die Leute hier, oder in anderen Europäischen Ländern, wollen, dass wir lange spielen. “Hey – ich habe 30 Euro bezahlt, spielt bitte auch drei Stunden“ oder „warum ist Euer Set so kurz?“. Das ist lustig. In Norwegen rufen sie zwar auch Zugabe, aber sind auch relaxt, wenn unser Mischer nach dem letzten Song Musik vom Band anmacht.

Audrey Horne ist als fantastische Live-Band bekannt. Welche Gigs favorisiert ihr selbst?
Headliner Shows, Support-Slots für eine bekanntere Band – oder Festivals-Gigs?


Mmmh… also am besten ist es im Grunde seine eigene Headliner-Show zu spielen, denn dann weiß man, dass die Leute wegen dir da sind und wegen dir zum Gig kommen. Festivals sind aber auch gut, denn es ist sehr komfortabel und auf sozialer Ebene klasse. Du kommst meistens relaxt an, triffst unfassbar viele Leute, die du kennst und über die Jahre kennengelernt hast. In der Regel hast du auch Zeit abzuhängen und alles ist entspannt. Von daher mag ich auch Festivals. Support-Slots sind aber auch cool – es sei denn die Hauptband ist viel größer, denn dann kann man als Support auch leicht untergehen, weil die Zuschauer eh nur auf die Hauptband warten. Unsere Freunde von Kvelertak waren mit Metallica unterwegs. Aus Marketing-Sicht ist das fantastisch und du verkaufst auch Merchandise, triffst deine Heros und kannst dir das in die Bio schreiben. Ich persönlich ziehe es aber trotzdem vor mit nicht zu großen Bands zu touren. Wir waren zum Beispiel mit den Backyard Babies oder Danko Jones unterwegs. Denen konnten wir noch einige Zuschauer stehlen (lacht) – das war fantastisch und die Hauptacts sind auch sehr viel nahbarer und es ist ein wenig mehr auf Augenhöhe.
Am Ende des Tages sind aber Headliner Shows meine Favoriten – die spiele ich am liebsten.

Ihr seid so eine großartige Live Band, liefert starke Alben ab – viele fragen sich „Wieso sind Audrey Horne nicht viel größer und bekannter“?

Das könnte eventuell sogar funktionieren, wenn wir viel mehr Energie in das ganze Business und das Marketing drumherum investieren würden. Wir sind aber alle in einem Alter, in dem wir gar nicht mehr so viel Zeit haben. Wir lieben es auf Tour zu sein oder Festivals zu spielen, wir lieben Wochenend-Gigs, aber wir wollen alle gar nicht so viel mehr Konzerte spielen. Wir haben Familien und Kinder und möchten nicht mehr dauerhaft von zu Hause weg sein. Des Weiteren glauben wir, dass unsere Energie besser zur Geltung kommt, wenn wir bei den Gigs, die wir spielen, Vollgas geben und nicht alles aus Routine machen. So wäre es, wenn wir dauerhaft auf Tour wären und es routiniert runterspielen. Irgendwie würde dann die Magie fehlen. Und am Ende auch der Spaß, den wir auf der Bühne, und grundlegend bei den Konzerten haben. Wir sind aktuell sehr zufrieden, wie es ist.

Hat deine Arbeit als Tätowierer Einfluss auf deine Musik, beziehungsweise umgekehrt?

Ja – auf jeden Fall. Ich arbeite als Tätowierer, und auch da habe ich meinen eigenen Stil. Ich mag die alten und traditionellen Tattoos. Heutzutage wollen die jüngeren Leute oftmals moderne Tattoos haben, Micro-Tattoos oder irgendwelche speziellen Effekte. Wenn die zu mir kommen, schicke ich sie in der Regel zu jemand anderem, da die es dann auch besser umsetzen können. Am Ende ist es wie Musik hören. Jeder hat seinen Stil. Speedmetal, Stoner, oder auch eine ganz andere Richtung. Genauso spezialisiert und favorisiert man beim Tätowieren Stile. Ich bin da mehr Fan der alten Outlaw Tattoos. Tattoos, die Geschichten erzählen. Geschichten über Dein Leben, über die Seefahrt, über Reisen oder Familien-Themen. Genauso verarbeite ich meine Gedanken aus dem Tätowieren in meinen Lyrics. Aber auch umgekehrt. Ich mag auch Tattoos, die Geschichten von Bands erzählen, die ich mag. Außerdem ist es auch ein toller Job. Ich kann tätowieren, wenn ich nicht auf Tour bin. Wenn ich auf Tour bin, habe ich halt keine Termine im Tattoo-Studio. Ich muss niemanden um Erlaubnis fragen oder Urlaub beantragen. Das ist wirklich eine Win-Win Situation.

Gibt es einen Film, egal ob Blockbuster oder Independent Film, in dem du gerne eine Rolle übernommen hättest?

„Einer flog über das Kuckucksnest“ wäre fantastisch gewesen – den Film mag ich sehr. Da hätte ich gerne einen komplett Verrückten gespielten und komplett durchdrehen können im Film. Das wäre großartig gewesen…

Nun eine recht typische und immer letzte Frage von uns. Nenne mir die drei Lieblingsorte auf Erden – unabhängig ob geografischer oder kleiner, räumlicher Natur…

Platz eins ist auf jeden Fall Bergen. Bergen ist meine Heimat, da wohne ich. Die Stadt ist am Meer – gut man muss sich mit dem vielen Regen arrangieren, aber ich mag die Stadt sehr. Heimatstadt halt.
Dann würde ich wieder etwas in Norwegen wählen - Hardanger um den Hardangerfjord. Wunderbar. Ich versuche da gerade ein kleines Haus zu finden mit meiner Frau. Es ist wunderschön dort. Es ist ein so wunderbarer Platz. (Toschie zeigt uns Fotos von der Gegend, die er mit seiner Familie besucht hat und wo er das Haus sucht auf seinem Handy)
Bei Nummer drei bleibe ich in Norwegen. Ich liebe die Landschaft im Bereich der Lofoten. Es ist einfach so wunderschön dort. Und manchmal frage ich mich bei den Lofoten, ob sie wirklich real sind - so wundervoll ist es da.

Toschie erwies sich wieder einmal als sehr angenehmer Zeitgenosse, der sehr relaxt war und insgesamt viel zu erzählen hatte - auch als der Rekorder noch gar nicht lief

Links:
Audrey Horne
Interview Steffi Müller & Jens Krause

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