Live-Reviews | Kvelertak - Hamburg - Markthalle (29.03.2013) | Es ist ernsthaft schwierig, dieses Konzert in Worte zu fassen. Wenn hinterher jeder begeistert und voll des Lobes ist, muss etwas Besonderes passiert sein. Doch der Reihe nach.
Nach stressfreier Anfahrt erreiche ich pünktlich zum Einlass die altehrwürdige Markthalle. Schon viel zu lange nicht mehr da gewesen. Und schon laufen mir die ersten Bekannten über den Weg. Herrlich. Auch das Shirt-Angebot aller 3 Bands kann sich sehen lassen.
Den Auftakt machen El Doom & The Born Electric, allerdings deutlich vor dem angepeilten Start um 21 Uhr. Davon unbeeindruckt zocken die Mannen einen abgefahrenen Gig in der Schnittmenge von Monster Magnet und Clutch, der Sänger trägt einen Cowboyhut und wirkt ein wenig abgedreht. Wie er am Ende des Auftritts verlauten lässt, ist er der Vater des Kvelertak-Gitarristen. Auch nicht schlecht, eine Tour als Familienausflug.
Nach kurzer Umbaupause dann die Truckfighters. Bereits die ersten Takte bringen einen Großteil der Markthalle zum Ausflippen. Das Trio hat hier scheinbar einige Fans am Start. Zu diesem Zeitpunkt platzt die Markthalle bereits fast aus allen Nähten. 1100 Zuschauer verkaufen den Club beinahe aus. Kaum zu glauben, dass diese Show ursprünglich im Knust stattfinden sollte, dort hätten nur ein Drittel der Leute Platz gefunden. Wie auch immer, der Truckfighters-Gitarrist stampft wie ein Wahnsinniger über die Bühne, die Band räumt nach allen Regeln der Kunst ab und erfüllt seine Einheizer-Rolle mit Bravour. So sieht man allerorten zufriedene Gesichter, als die Truppe die Bühne verlässt.
Doch selbst dieser Auftritt kann gegen die nun folgenden 70 Minuten kaum anstinken: Kvelertak-Sänger Erlend Hjelvik betritt die Bühne, auf seinem Kopf eine ausgestopfte Eule. Die anderen Bandmitglieder folgen, allerdings ohne Kopfschmuck ;) „Åpenbaring“ erklingt, eine Art Intro / Schrägstrich / Song, zu dem sich die Band langsam eingroovt. Die Eule wird dann auch alsbald achtsam beiseite gelegt, denn das nun folgende „Spring Fra Livet“ krempelt die Markthalle in Rekordgeschwindigkeit komplett auf Links. Als „Mjød“ ertönt, flippen die Hamburger komplett aus, der Refrain wird trotz der Sprachbarriere lauthals mitgebrüllt. Absolut episch, niemand versteht die komplett norwegisch gesungenen Texte, aber es wird einfach möglichst laut und unverständlich irgendetwas in den Raum gebölkt. Geil.
Der Auftakt ist mehr als gelungen, die Klassiker „Fossegrim“ und „Ulvetid“ vom ersten Album kommen ebenfalls grandios. Ich tobe mich noch ein wenig im Moshpit aus, bevor ich mich an die Seite stelle und einen perfekten Blick auf die Bühne hab. Der Sound ist eine massive Wand, der Einsatz von 3 Gitarristen ist für diese Band einfach nur genial. Die Chöre werden von mindestens 3 Leuten mitgesungen, wie gesagt: Bombastischer Sound. Von den neuen Sachen kommen vor allem die Single „Bruane Brenn“ und „Nekrokosmos“ gut, Highlights sind allerdings die Songs vom ersten Album, da sie einfach bekannter sind. Das neue Album hat allerdings ja erst ein paar Tage auf dem Buckel und wird in der Hinsicht sicher demnächst nachziehen.
So verwundert es dann auch nicht, dass „Nekroskop“ und „Blodtørst“ abräumen, als gäbe es kein Morgen. Hölle, was für eine mächtige Live-Band! Da fliegen die Haare, Instrumente, Getränke und Schweissperlen nur so durch den Raum. Das Publikum muss schon ganze Arbeit leisten, um nicht nach 2 Songs zu kollabieren. Kvelertak erschüttern die Markthalle in ihren Grundfesten und der Schweiss tropft nur so von der Decke.
Als wäre das alles noch nicht genug, setzt die neue Bandhymne „Kvelertak“ mit den eingebauten AC/DC-Riffs noch einen drauf und lässt alle Anwesenden noch einmal ausrasten. Beim letzten Song „Utrydd Dei Svake“ springt Sänger Hjelvik ins Publikum, schön ne Runde Crowdsurfen, du singt dabei einfach weiter. Klingt verrückt? Hat er im Laufe des Abends schon so 3 mal gemacht. Derweil klettern 2 der Gitarristen auf die Boxen links und rechts der Bühne und zocken hoch über den Köpfen der Fans den Song zuende.
Danach verlassen alle Beteiligten den Ort des Geschehens, und ich sehe nur grinsende oder auch wahlweise ungläubige Gesichter. Hut ab vor dieser Leistung, dieser Intensität, dieser Nackenmassage, dieser Show. Der pure Wahnsinn. Weltklasse.
Setlist:
Åpenbaring
Spring Fra Livet
Mjød
Fossegrim
Ulvetid
Bruane Brenn
Nekrokosmos
Sjøhyenar ( Havets Herrer )
Evig Vandrar
Nekroskop
Månelyst
Offernatt
Blodtørst
Kvelertak
Utrydd Dei Svake
|
Reviews zum Thema "Kvelertak" | | Kvelertak - "Splid"
Kvelertak erwischten mich seinerzeit wie Phönix aus der Asche. Diese Melange aus Hardcore, Rock und ab und an einer kleinen Prise Black Metal traf damals den Nerv und ließen die Norweger schnell über... zum Review | | | Kvelertak - "Meir"
Selten hat mich in den letzten Jahren ein Debütalbum so gefesselt, wie der Erstling von Kvelertak aus dem beschaulichen Norwegen. Ich erinnere mich noch an die ersten Hördurchläufe des Debüts... zum Review |
Interviews zum Thema "Kvelertak" | | Kvelertak
Kvelertak sind zurzeit in aller Munde. Nachdem sie im Sommer auf diversen Festivals in ganz Europa zu sehen waren, haben sie sich entschlossen noch einmal die Clubs in ganz Europa unsicher zu machen. Der letzte Deutschland-Gig der Tour sollte in Münster stattfinden und dort traf ich mich im Vorfeld des Auftritts im Backstage-Bereich der Band, um über dieses und jenes zu philosophieren... zum Interview | | | Audrey Horne
Audrey Horne haben in der ersten Jahreshälfte mit „Devil’s Bell“ ein wirklich starkes Album auf den Markt gebracht. Endlich kamen sie dann im Rahmen der Veröffentlichung auch auf Tour. Im Vorfeld ihres Gigs im Headcrash in Hamburg, hatten wir die Möglichkeit uns mit Audrey Horne Sänger Torkjell „Toschie“ Rød zu unterhalten. Knapp zwei Stunden vor Konzertbeginn trafen wir... zum Interview |
Live-Reviews zum Thema "Kvelertak" | | Kvelertak - Internet - Live From Your Living Room (10.04.2020)
„One Day World Tour“ und „Live From Your Living Room“ sind die Slogans dieses Events, welches in diesen Zeiten leider die einzige Möglichkeit ist, sich coole Bands live anzusehen. Hat aber auch Vorteile... zum Review | | | Kvelertak - Bremen - Schlachthof (27.02.2020)
Kvelertak waren von Beginn an ein Phänomen. Zum ersten Mal habe ich sie vor einigen Jahren im Hamburger Logo gesehen und da war es ein Abriss der Sonderklasse. Diese Truppe aus Norwegen konnte damals... zum Review | | | Kvelertak - Münster - Sputnikhalle (10.12.2011)
Dezember ist eine besinnliche Zeit, es wird eigentlich nie so richtig hell, Weihnachten naht und nun sind auch noch die verrückten Norweger von Kvelertak in der Nähe... zum Review |
|
|
|